Asyl – 5500 Flüchtlinge in Leipzig – aber nur 3400 Plätze

LVZ: 5500 Flüchtlinge, aber die Plätze reichen nur für 3400

Die LVZ-Online stellt in ihrer heutigen Ausgabe die Frage: „Werden auch in Leipzig bald Flüchtlinge in weißen Zeltlagern leben müssen, so wie sie in einigen deutschen Kommunen in diesem Sommer schon Wirklichkeit geworden sind?“

Bei der Beantwortung verweist das Blatt zunächst auf das Sommerinterview mit Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD), in dem dieser sagte, dass am Ende dieses Jahres mindestens 5500 Asylbewerber_innen in Leipzig leben würden. Dem wird die Zahl der bestehenden und von der Stadt bereits geplanten Unterkünfte gegenübergestellt, die Platz für 3408 Menschen bieten. Damit wäre für mehr als 2000 Frauen, Männer und Kinder die Unterbringung bislang nicht gesichert.

Auf Anfrage der LVZ räumt Sozialamtsleiterin Martina Kador-Probst ein: “Es klafft eine Lücke.” Es könne derzeit nicht genau beziffert werden, wie groß diese ist, zumal es auch noch die Wohnungen gibt, die sich Asylbewerber_innen selbst suchen oder die ihnen das Sozialamt zuweisen kann. Kador-Probst weiter: “Wir haben die Verpflichtung aufzunehmen und wir werden unterbringen, egal wie.” Die Unterbringung von Asylbewerbern_innen ist eine Pflichtaufgabe für die Kommunen und daher würden zurzeit “alle Optionen” geprüft.

Aktuell stehen fünf „Gemeinschaftsunterkünfte“ – auch die LVZ spricht hier von „ Massenunterkünften“ mit insgesamt 1125 Plätzen – und sieben kleinere Wohnheimen, die sogenannten Häuser für gemeinschaftliches Wohnen, mit insgesamt 319 Plätzen zur Verfügung. Außerdem werden 413 Menschen in vom Sozialamt dauerhaft angemieteten Übergangswohnungen untergebracht. Für weitere 235 Asylbewerber_innen wurden Zimmer in Pensionen und Motels angemietet. Dies ergibt in der Summe 2092 Plätze.

Im Leipziger Süden will die Stadt Leipzig den Neubau eines Wohnheimes mit 350 Plätzen errichten, doch wird dieser frühestens 2017 zur Verfügung stehen. Bei weiteren kleineren Unterkünften wie in der Blücher- und Stöckelstraße verzögert sich die Fertigstellung: “Der geplante Fertigstellungstermin, der zu Beginn genannt wird, wenn ein Standort bestätigt ist, kann sich immer wieder ändern, je nachdem, welche Anforderungen sich im Laufe der Herrichtung noch ergeben”, heißt es dazu im Sozialamt. Auf der Alten Messe und im Gewerbepark Nordost sind Containersiedlungen für 600 Menschen geplant, doch werden diese anders als zunächst verkündet in diesem Jahr noch nicht verfügbar sein. Ihre Inbetriebnahme ist nunmehr für das erste Quartal 2016 vorgesehen. Im September will das Sozialamt nun einen neuen Unterbringungsplan vorlegen.

Zur aktuellen Situation führt Kador-Probst weiter aus: “Erst gestern haben wir 69 Personen aufgenommen.” Im Vergleich mit anderen Kommunen sei die Stadt in einer „komfortablen Lage“. Die Behörden können die Ankunft neu nach Leipzig zugewiesener Menschen einigermaßen planen. “Momentan haben wir noch einen Vorlauf von vier bis fünf Tagen”, so die Amtsleiterin. “Wir sprechen Mittwoch bis Freitag mit Chemnitz ab, wer die Woche darauf am Mittwoch zu uns kommt.” Wie lange das so bleibt, weiß niemand. “Es ist Massengeschäft und Sisyphosarbeit zugleich”, beschreibt Kador-Probst die Lage, “aber unsere Leute tun ihr Bestes.” Es sei wie ein “großes Puzzlespiel mit 100000 Teilen: Wir schauen, wo sind Plätze frei, wer passt hinsichtlich Nationalität, Alter und Geschlecht zusammen.”

Bestand

Gemeinschaftsunterkünfte (1125 Plätze)
Lausen-Grünau – Liliensteinstraße 15a – 220 Plätze
Paunsdorf – Torgauer Straße 290- 390 Plätze
Reudnitz-Thonberg – Riebeckstraße 63 – 115 Plätze
Eutritzsch – Zschortauer Straße 44 – 200 Plätze
Engelsdorf – Riesaer Straße 100 – 200 Plätze

Häuser für gemeinschaftliches Wohnen (319 Plätze)
Altlindenau – Georg-Schwarz-Straße 31 – 35 Plätze
Gohlis-Süd – Georg-Schumann-Straße 121 – 35 Plätze
Eutritzsch – Eythstraße 17 – 28 Plätze
Wahren – Pittlerstraße 5/7 – 36 Plätze
Plagwitz – Markranstädter Straße 16/18 – 65 Plätze
Anger-Crottendorf – Wiebelstraße 9 – 60 Plätze
Eutritzsch – Wilhelminenstraße 38 – 60 Plätze

Geplant

Häuser für gemeinschaftliches Wohnen (366 Plätze)
Bezug/Plätze
Möckern – 4. Quartal 2015 – Blücherstraße 47 – 42 Plätze
Dölitz-Dösen – 4. Quartal 2015 – Bornaische Straße 215 – 89 Plätze
Plagwitz – 3. Quartal 2015 – Naumburger Straße 39 – 40 Plätze
Mockau-Süd – 4. Quartal 2015 – Rosenowstraße 26 – 80 Plätze
Stötteritz – 3. Quartal 2015 – Sommerfelder Straße 36 – 55 Plätze
Schönefeld-Abtnaundorf – 3. Quartal 2015 – Stöckelstraße 62 – 60 Plätze

Notunterkünfte/ Übergangsquartiere (850 Plätze)
Nutzungsdauer/Plätze
Südvorstadt – Sept. 2015-Sommer 2016 – Schulhaus Scharnhorststraße 24 – 200 Plätze
Zentrum-Südost – Sept. 2015-Herbst 2016 – Schulhaus Tarostraße 61 – 50 Plätze
Zentrum-Südost – Container bis Ende 2017 – Alte Messe, Landsteiner Straße – 350 Plätze
Schönefeld-Ost – Container bis 2020 – Gewerbepark Nordost – 250 Plätze

Quelle: Stadt Leipzig

http://www.lvz.de/Leipzig/Lokales/5500-Fluechtlinge-in-Leipzig-aber-nur-3400-Plaetze