Erzgebirgskreis zieht nun für Asylunterkünfte alle Register – Freie Presse

Erzgebirgskreis: 25 kommunale Wohnungsgesellschaften mit etwa 3300 leerstehenden Wohnungen

Aber der Kreis setzt bei der Unterbringung von Geflüchteten nun auf Gemeinschaftsunterkünfte und Wohncontainer. Wohnungen bei Genossenschaften und privaten Vermieter_innen können ebenfalls an das Landratsamt gemeldet werden.

Im Erzgebirgskreis sind derzeit laut Kreisverwaltung 1010 Männer, 382 Frauen und 384 Kinder als Asylbewerber_innen registriert. Bei den Kindern sind 175 im Alter bis zu sechs Jahren, 68 im Alter bis zu neun Jahren und 141 im Alter von neun bis 18 Jahren.

1400 Asylbewerber_innen und Geflüchtete sind dezentral in Wohnungen und 583 in Gemeinschaftunterkünften untergebracht. Es gibt aktuell vier Gemeinschaftsunterkünfte für Asylbewerber_innen und Geflüchtete in Aue-Alberoda, Drebach, Olbernhau und Zschopau, die alle voll sind. Laut Landrat Frank Vogel (CDU) kann lediglich das neue Heim in Marienberg ab nächste Woche vorübergehend Entlastung schaffen “Es reicht aber nur noch für etwa zwei Wochen”, sagte gestern Landrat Frank Vogel (CDU). Dezentrale Unterbringung wäre aktuell maximal noch für 50 Menschen in 15 noch freien Wohnungen im Kreis möglich.

Laut der neuen Prognose wird der Landkreis bis Jahresende insgesamt 3600 Asylsuchende aufnehmen. Landrat Vogel: “Das heißt: Wir müssen bis Jahresende pro Monat mit 550 weiteren Flüchtlingen rechnen.” Zwar wolle der Erzgebirgskreis an seinem Konzept der dezentralen Unterbringung festhalten, “doch realistisch gesehen, verfügen wir derzeit nicht über genug Wohnungen”, so der Landrat.

Eine Untersuchung habe ergeben, dass es in den 25 Kommunen mit eigenen Wohnungsgesellschaften im Landkreis Leerstand von bis zu 25 Prozent gebe. Dies entspricht nach einem groben Überschlag etwa 3300 Wohnungen. “Aber das sind nur die nackten Zahlen, die nichts über den Sanierungsstand aussagen”, erläuterte Vogel. Im Beirat für Asyl und Flüchtlinge des Erzgebirgskreises, verkündete er, dass angesichts der steigenden Zuweisungszahlen andere Unterbringungsmöglichkeiten einbezogen werden müssten. Dies umfasst sowohl Planungen für
einen Containerstandorts auf landkreiseigener Flur in Jahnsdorf als auch eine weitere Gemeinschaftsunterkunft in Johanngeorgenstadt. Beide Einrichtungen sollen jeweils bis zu 150 Plätze bieten.

“Aber wir suchen zugleich nach weiteren Objekten überall im Landkreis”, betonte Vogel. In allernächster Zeit soll auf der Webseite des Erzgebirgskreises ein Kontaktformular eingerichtet werden, mit dem Bürger_innen dann unkompliziert freie Wohnungen und Immobilien zur dauerhaften Anmietung anbieten. Außerdem sucht der Landkreis Grundstücke, die sich zur Aufstellung von Wohncontainern oder für Wohnheimstandorte eignen. “Ich bitte aber schon jetzt Interessenten um Geduld”, sagte Vogel. Das Personal für die vielfältigen Aufgaben sei begrenzt.

Es wird erwartet, dass die Anzahl unbegleiteter minderjähriger Flüchtlinge in nächster Zeit stark ansteigen wird. Derzeit sind acht von ihnen in Heimen des Kreises untergebracht. Wahrscheinlich wird der Landkreis schon ab Januar nächsten Jahres weitere 150 unbegleitete Minderjährige in Obhut nehmen. Landrat Vogel sieht in den jungen Leute eine Chance für die Region.

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