Sören Kohlhuber – Journalist

Die #AfD und ihre Wähler*innen – einen Analyse von Sören Kohlhuber

Wir schließen uns Herz statt Hetze an. Natürlich ist auch diese Erklärung notwendigerweise verallgemeinernd und pauschal, aber nichtdestoweniger lesenswert.

“Einen interessanten Beitrag zum Thema liefert uns Sören Kohlhuber auf seiner Seite. Seine Analyse gibt zwar nicht zwangsläufig die Meinung der Menschen von Herz statt Hetze wieder, stellt aber in jedem Fall eine Bereicherung in der Debatte um die Neue Rechte dar.”

https://www.facebook.com/soeren.kohlhuber/posts/779407222194333?hc_location=ufi Quelle: Ich kann es nicht mehr hören…

„Können die AfD-Wähler nicht richtig lesen?“… „Sind die AfD-Wähler dumm?“… die sozialen Netzwerke sind voll mit Kommentaren, die die Ahnungs- und Ratlosigkeit der sich als intelligent verstehenden nicht-rechten Hilfsakademiker offen zeigt. Auch nach der Wahl will man sich mit den Inhalten der AfD nicht auseinandersetzen. Immer noch gibt es nur zwei Antworten/Reaktionen auf die Erfolge der AfD: Mehr Bildung oder weniger Flüchtlinge. Andere wollen lieber Panik verhindern, indem sie die AfD zur Protestpartei relativieren.

Alles drei mag oberflächlich gesehen ja stimmen – im Kern trifft es aber das Ziel nicht.

Diejenigen, die AfD wählen machen dies eben nicht aus „Abstrafung der Etablierten“, sondern setzen ihr Kreuz bei vollem Bewusstsein. Die AfD IST eine Alternative zu den bestehenden Parteien in den deutschen Parlamenten. Die angebotene Alternative ist nicht der geschmähte Nationalsozialismus, welchen NPD und andere braune Rüpel propagieren. Die angebotene Alternative ist eben auch nicht die liberale Welt, in der wir heute leben. Nein – die von der AfD angebotene Alternative präsentiert sich im Gewand der Zeit vor der Weimarer Republik. Liest man die Texte in der Jungen Freiheit, sieht man sich Beiträge des IfS an oder hört man die Reden von Junge Alternative bis rechter Flügel der AfD geht es um nichts anderes. Das Vorbild der Neuen Rechten ist nicht umsonst Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Dabei geht es nicht um seinen Anschlag gegen Hitler, sondern darum, dass Graf von Stauffenberg ein Anhänger der sog. „konservativen Revolution“ war. Er steht und stand nicht für den Kampf gegen Faschismus, sondern für den Kampf gegen parlamentarische Demokratie und Moderne.

Auch die AfD, ihre Unterorganisationen (Junge Alternative), ihre außerparlamentarischen Arme („Pegida“, „Identitäre Bewegung“) und Think-Tanks (Kubitschek) sind Anhänger dieser Idee einer „Konservativen Revolution“. Sie sehen sich als Kämpfer gegen parlamentarische Demokratie, gegen die Moderne und gegen Liberalismus.

Wenn Torsten Weiß, Vorsitzender der Jungen Alternativen in Berlin, die AfD und ihre Anhänger als die „Rache an den 68er“ ansieht, bedeutet dies nicht, dass er nur gegen Flüchtlinge ist oder seine Anhänger aus Protest blau wählen. Es bedeutet die AfD und ihre Anhänger wollen einen Kulturkampf. Einen Kampf, in dem es gegen die Gleichstellung von Homosexuellen mit Heterosexuellen geht. Ein Kampf, in dem die Frau ihre alte Rolle für Familie, Geburt und als Stütze des starken Mannes einnehmen soll. Der Feind der „Konservativen Revolutionäre“ ist die Aufklärung (im Sinne der Hinwendung zu Individualisierung und bürgerlichen Freiheiten), der Parlamentarismus und die freie Entfaltung von Individuen.

Es geht also nicht nur um die „Flüchtlingsfrage“. Wir befinden uns an einem ganz anderen Punkt. Es geht darum – welches Wertebild soll vorherrschend sein. Es gab schon immer ein Potential in der Bevölkerung, welches Abtreibung, Homosexualität, Judentum, linke Ideen oder Nicht-Volksdeutsche ablehnten. Im Parlament fanden sie allerdings keine Heimat, erst Recht nicht bei einer in den vergangenen Jahren unter Merkel liberal werdenden CDU. Die Wahlerfolge der AfD kommen nicht aus einem luftleeren Raum, sie schafft es nur nach vergeblichen Versuchen anderer Splitterparteien die Stimmen endlich abzuholen.

Warum? Ganz einfach. Sie ist nicht eine zweite NPD, eine zweite „Freiheit“ oder eine neue „Schill-Partei“. Sie ist eine Mischung aus allen. Sie ist völkisch, rassistisch, gegen sozial-schwache und fixiert auf einen starken Staat.

Es hilft also nichts, die AfD als Nazis abzuwatschen und ihren Wählern mangelnde Intelligenz vorzuwerfen. Wichtig ist die inhaltliche Auseinandersetzung mit den Positionen, die offenbar in der Gesellschaft breit vertreten werden. Anschließend müssen Konzepte gegen diese „Konservative Revolution“ gefunden werden. Im Gegensatz zur NPD wird die AfD keine kurze kleine Eruption sein. Sollten vor allem die anderen Parteien in den Parlamenten den gesellschaftlichen Angriff der AfD auf uns alle nicht langsam begreifen und dementsprechend agieren, wird man ihren Aufstieg auch nicht stoppen.

Auf der gesellschaftlichen Autobahn droht unser Gefährt die Abfahrt rechts zu nehmen. Der Blinker ist gesetzt. Noch aber haben wir Zeit dies zu verhindern und stattdessen weiter geradeaus, hin zu einer besseren Welt zu fahren.