NZZ Neue Zürcher Zeitung

#Fluchtursachen bekämpfen? #Globalisierung und wachsender Wohlstand im Süden befördern die #Migration

NZZ Neue Zürcher Zeitung: “Noch immer herrscht weitum die Meinung, es seien die Ärmsten Afrikas, die in Europa nach dem Glück suchen. In Tat und Wahrheit aber befördert der wachsende Wohlstand im Süden die Migration. …

Auch gibt es Studien, die zeigen, dass die Menschen, die aus der absoluten Armut herauskommen, verstärkt emigrieren. Das heisst, im unteren Einkommensbereich nimmt mit steigenden Einkommen die Auswanderung zunächst zu.

Was bedeutet das für die Flüchtlingsdebatte? Dass wir zunächst zwischen Kriegsflüchtlingen und Wirtschaftsmigration unterscheiden müssen. Bei Letzterem sprechen viele geringschätzig von «Wirtschaftsflüchtlingen». Und die meisten sind sich darin einig, dass diese an den Grenzen Europas abgewiesen gehören. Im Gegenzug soll die Entwicklungshilfe erhöht werden, um in den Ländern vor Ort die «Fluchtursachen» zu bekämpfen.

Das syrische Gewaltszenario ausgenommen – genau hier liegt der grosse Trugschluss: welche «Fluchtursachen» denn? Dass es den Menschen in vielen Ländern mittlerweile bessergeht? Dass sie ein gesichertes Einkommen haben, mobiler und vernetzter sind und sich die Reise in das ferne Ausland leisten können? Oder dass die Unterschiede in Einkommen und Lebensbedingungen trotzdem noch so gross sind? …

Es ist schlicht unmöglich, die Ursachen der Zuwanderung aus wirtschaftlichen Motiven zu «bekämpfen». Denn deren Auslöser ist die Zurückdrängung der Armut und damit die Möglichkeit, sich woanders ein besseres Leben zu suchen. Die nach wie vor bestehenden Differenzen im Lebensstandard und in der gesellschaftlichen Offenheit zu beseitigen, übersteigt unsere Möglichkeiten.

Es ist von der Logik der globalen Vernetzung her unvermeidlich, dass die weltweite Wirtschaftsmigration noch zunehmen wird. Und dass der Zuwanderungsdruck auf Europa wächst. Statt in Abwehrstellung zu verfallen, sollten wir diesen Umstand anerkennen, umdeuten und positiv sehen. … Eine kluge Einwanderungspolitik – getrennt von der Asylpolitik – scheint das Gebot der Stunde. Gleichzeitig müssen wir alles daransetzen, dass die wirtschaftliche Dynamik in den afrikanischen Ländern anhält und die Menschen an sich bindet. … .”

Hallo NZZ, hallo Hans Stoisser – sie nennen als einzige (?) Ausnahme das “syrische Gewaltszenario”. Was ist mit Herkunftsländern wie Afghanistan, Irak, Eritrea, mit der autonomen Republik Tschetschenien … ? Handelt es sich bei Menschen, die aus diesen und anderen Ländern mit politischer Verfolgung, Menschenrechtsverletzungen, Bürgerkriegen, Diktaturen, Daesh-Terror … fliehen, um “Kriegsflüchtlinge” oder um “Wirtschaftsmigrant_innen”? Quelle: Es ist schlicht unmöglich Wirtschaftsmigration zu bekämpfen, schreibt unser heutiger Gastkommentator: «Das sollten wir für uns selbst als Chance und nicht als Krise sehen.»