Bizim Kiez

Von wegen „Angebot und Nachfrage“ – Das Immobiliengeschäft basiert auf Verdrängung

Solange Mieten an den Marktwert der Immobilien gekoppelt sind, ergibt sich daraus ein völlig irrsinniges Marktergebnis: Wohnungsmieten werden immer teurer, nicht weil Mieter*innen bereit sind, für das Angebot mehr zu bezahlen, sondern weil die Immobilien als Gegenwert der Anleger*innen immer gefragter werden. Quelle: „Aufwertung“ bezweckt die Preissteigerung – der Gegenwert des unethischen Wirtschaftens

Inzwischen sehen selbst konservative Stimmen die Geldschwemme, die in Europa durch die Gelderschaffungspolitik der EZB entsteht (plus 1 Billion Euro in einem Jahr!) als Problem an. Es entstand ein erheblicher Ankaufdruck auf Immobilien, denn reale Werte (Real Estate) erscheinen in Zeiten des Negativzinses hoch attraktiv. Die Nachfrage übersteigt das Angebot seit langem und durch das überschüssige Geld wird der einfache Marktgrundsatz ausgehebelt, dass die beiden „Werte“ sich stets die Wage halten und sich darüber ein realer Preis entwickeln würde.

„Unsere offenen Immobilienfonds sind stark nachgefragt“, sagt z.B. Torsten Knapmeyer, Geschäftsführer von Deka. „Wir gehen aktuell davon aus, dass wir die Nachfrage in diesem Jahr nicht vollständig befriedigen können.“ (Quelle: FAZ.NET – Frankfurter Allgemeine Zeitung) In Zeiten der Zinsflaute sind übervolle Immobilen-Fonds gezwungen immer mehr Immobilien anzukaufen, damit ein Gegenwert verbucht werden kann. Dabei ist ein hoher Ankaufspreis sogar von Vorteil, denn so erscheint die Immobilie wertvoller.

Bei diesem ganzen Geschäftsgebaren fragt man sich, warum überhaupt Mietpreise noch an die spekulativen Werte der Immobilien gekoppelt sind. Was uns allen irgendwie logisch erscheint ist es nämlich nicht. Solange diese Kopplung besteht, ergibt sich daraus ein völlig irrsinniges Marktergebnis: Wohnungsmieten werden immer teurer, nicht weil Mieter*innen bereit sind, für das Angebot mehr zu bezahlen, sondern weil die Immobilien als Gegenwert der Anleger*innen immer gefragter werden.

Wenn das Geschäftsmodell der Immobilienwirtschaft nicht mehr das Anbieten des Produkts “Wohnen” ist, sondern der Handel mit den Immobilien selbst, warum sollten dann bei jedem profitablen Verkauf einer Immobilie auch noch die Mieter*innen, den immer höheren Gegenwert der Immobilie mit ihrer Miete bezahlen? Die Preissteigerung wurde doch schon bezahlt und die Investition des Käufers ist auch werthaltig – völlig unabhängig davon, wie viel Miete bezahlt wird. Ein Haus ist sogar mehr wert, je weniger Mieter*innen im Haus wohnen. Ideal profitabler Immobilienbesitz besteht aus leerstehenden Häusern in Toplagen.

Eine Politik, die das Wohl einer Stadt zum Ziel hat, muss hier völlig neue Wege gehen und den Bewohner*innen der Städte, die in Berlin zu 75% aus Mieter*innen bestehen, Lösungen aufzeigen, wie Mietpreise niedrig gehalten werden können oder sogar abgesenkt werden können. Die Macht der Immobilienwirtschaft und insbesondere der Immobilen-gekoppelten Finanzwirtschaft muss gebrochen werden und die nicht mehr existente Korrelation von Wert und Miete muss auch faktisch abgekoppelt werden, so dass Mieten auf anderer Grundlage errechnet werden – nämlich auf der Grundlage von “Angebot und Nachfrage” auf dem Mietermarkt und nicht auf Grundlage der Geldschwemme auf dem Anlegermarkt.

Lies den ausführlichen Text mit konkretem Bezug auf das Haus in der Wrangelstr. 66 auf unserer Website: http://goo.gl/0uu1yB