„Gentrifizierung ist kein Naturgesetz“

Berlin: Dokumentarfilmer Wilcke im Gespräch. “#Gentrifizierung ist kein Naturgesetz”

Goethe-Institut: “Der Dokumentarfilmer Andreas Wilcke hat von 2011 bis 2015 den Boom auf dem Berliner Immobilienmarkt beobachtet. In „Die Stadt als Beute“ zeigt er dessen negative Effekte auf die Stadt und entlarvt den Hauptschuldigen der Misere.

AW: … Das eigentliche Problem in Berlin ist nicht der Immobilienmarkt an sich, sondern die Tatsache, dass die Politik es verschlafen hat, ihn zu regulieren. Die Makler sind nicht die Bösen, sie agieren lediglich im Rahmen ihrer eigenen Logik. Aber sie haben eben auch eine extrem eindimensionale Vorstellung davon, was Stadt als Lebensraum ausmacht. Und es wäre schlecht, wenn diese Sicht sich in der Breite durchsetzen würde.

GI: Was ist das denn für eine Vorstellung?
AW: Aus Sicht vieler Makler hat eine Stadt im Zentrum schön und teuer und nach außen hin immer billiger und hässlicher zu sein. Weit verbreitet ist auch die Auffassung, dass sich in ehemaligen „In-Bezirken“ wie Kreuzberg oder Mitte Studenten quasi automatisch zu gutverdienenden Bürgern entwickeln, die gerne bereit sind, für ein schön hergerichtetes Viertel auch mehr Miete zu bezahlen. Wer es sich nicht leisten kann, zieht eben weiter in den nächsten Bezirk. Dieser Verdrängungseffekt, auch Gentrifizierung genannt, wird als systemimmanent angesehen.

GI: Und das stimmt nicht?
AW: Nein, die Gentrifizierung ist kein Naturgesetz. Speziell Berlin zeichnet sich aus durch eine große Vielfalt sozialer Schichten im innerstädtischen Bereich. Das macht die Stadt interessant – auch für Investoren. Es wäre nun Aufgabe der Politik, dafür zu sorgen, dass der Wohnungsmarkt nicht gerade das kaputtmacht, was er selbst bewirbt. … .”

https://www.goethe.de/de/kul/mol/20858586.html Quelle: Der Dokumentarfilmer Andreas Wilcke hat von 2011 bis 2015 den Boom auf dem Berliner Immobilienmarkt beobachtet. In „Die Stadt als Beute“ zeigt er dessen negative Effekte auf die Stadt und entlarvt den Hauptschuldigen der Misere.