Das Dorf muss als Alternative zur Stadt erhalten werden

#Urbanisierung, #Landflucht und #Dorfleben. W. Kaschuba auf @TspCausa: Städte brauchen das Land. Das Dorf muss als Alternative zur Stadt erhalten werden

Wolfgang Kaschuba, Direktor des Instituts für empirische Migrations- und Integrationsforschung der HU Berlin in Causa – Das Debattenmagazin des Tagesspiegels: “Das Land fühlt sich im Vergleich zur Stadt abgehängt. Dieses Gefühl drückt sich auch in der Politik aus. Im Stadt-Land-Konflikt stehen sich nämlich auch Individualität und Konformität gegenüber.

“… in den letzten Jahren scheint sich das klassische Stadt-Land-Verhältnis gerade im politischen Raum merkwürdig umzukehren: in eine geradezu schockierende Dominanz des Landes qua Wahlurne. Mit Blick auf Österreich und Polen, auf Ungarn und Brexit, neuerdings auch auf die USA und Trump kann man den Eindruck gewinnen, dass sich die ländliche Nachhut der Weltgeschichte plötzlich aufmacht, um sich – teilweise auch unter rechtspopulistischem Antrieb – zur politischen Vorhut zu mausern. Zu einer eher konservativen Vorhut eben. Viele der jüngsten Wahlen jedenfalls wurden im sozialen Milieu der Dörfer und kleinen Städte entschieden. Oder dort zumindest verloren.

Bei diesem Übergang ländlicher Sozialmilieus in einen aktiveren Politikmodus spielen Selbstbilder und Gefühle eine nicht unwesentliche Rolle. Vor allem offenbar Gefühle der Verlassenheit und Verletztheit: sich abgehängt zu fühlen als ländliche Schrumpfregion, als altes Arbeitermilieu oder als ökonomisch unrentable Produktion. Wie etwa in manche Regionen Ostdeutschlands, in denen frühere Mischungen von ländlicher Industrie- und Agrarproduktion die Wende oft nur wenige Jahre überlebten. Und die dann wie andere Kleinregionen auch in Westdeutschland ihre jungen gut Ausgebildeten an die Städte verloren. … .”

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