Gentrifizierung in Kreuzberg: Von einem, der nicht auszog

Berlin-#Kreuzberg: #Gentrifizierung. Eine Geschichte über Widerstand und Gewalt von @carostro @zeitonline

ZEIT ONLINE: “Von einem, der nicht auszog
Kreuzberger Anwohner retten ihre Bäckerei vor der Verdrängung. Was wie die Hollywood-Version der Gentrifizierung klingt, ist eine Geschichte über Widerstand und Gewalt. …

Viele befürchten, dass künftig nur noch das Geld entscheidet, wer in der Stadt wie viel Platz hat. Die Reichen bleiben im Zentrum, die Ärmeren werden an die Ränder gedrängt. Der Soziologe und Stadtforscher Hartmut Häußermann hat diese Entwicklung schon vor 20 Jahren prognostiziert. In seinem Aufsatz Die Amerikanisierung der Städte schrieb er 1997, in den USA sei es “ein allgemein akzeptierter Grundsatz”, dass bei der Stadtentwicklung “der Markt die Stadt gestaltet – und nicht ein kollektives Subjekt”. Nun regt sich bei den Subjekten Widerstand …

“Viele empfinden die Verdrängung aus ihren Vierteln als strukturelle Gewalt”, sagt der Stadtforscher Bastian Lange. “Und auf diese reagieren sie ebenfalls mit einer Form von Gewalt.” Gerade seien “zwei sehr unterschiedliche Protestformen zu beobachten”, sagt Lange, “eine traditionelle, die sich gegen das Establishment, das böse Kapital, den bösen Investor wendet. Deren Anhänger gehen auf die Straße oder werfen Steine.” Eine andere, zeitgemäßere, eigne sich die Stadt wieder an, “durch Hacken, durch das Aufbrechen von Strukturen, in dem etwa Freiflächen zwischengenutzt werden, etwa durch Urban Gardening”. Beide Formen des Protests könne man nicht getrennt voneinander betrachten. “Paradoxerweise ist die altmodische, gewaltorientierte Form nicht unwichtig geworden”, sagt der Stadtforscher. “Gewalt ist kein probates Mittel – aber der klassische Straßenprotest ist ein wichtiges Signal an die breite Bevölkerung. Eine Debatte um den öffentlichen Raum muss auch im öffentlichen Raum geführt werden.” …

Wohin die heutige Protestbewegung im Mietkampf gehen wird, mag der Anwohner nicht bewerten. “Die Betroffenen und die Träger*innen des Protestes und Widerstandes sind heute ganz andere als die in einem jugendkulturellen europäischen Protest verwobenen Hausbesetzer*innen der 1980er Jahre”, sagt er. “Jugendliche heute haben eine viel größere Existenzangst als wir damals.” Politischen Druck auf Bundesebene werden die vielen Anwohner- und Antigentrifizierungsinitiativen nur dann erzeugen können, wenn sie eine überregionale, gut vernetzte Bewegung bilden. Hier wird entscheidend sein, wie sich eine solche Bewegung zusammensetzt und ausrichtet: Wird sie bestimmt vom bürgerlichen oder vom linksalternativen Milieu? Wird sie mit friedlichen, kreativen Mitteln kämpfen, oder Steine in die Hand nehmen? … .”

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Gloreiche Nachbarschaft – Filou bleibt