Bundestagswahl: Die Abgehängten aus der Provinz

Schland: #AbgehängteRegionen – kein Thema zur #BTW17? Forderung nach Ortsbudgets und kommunaler Selbstverwaltung

… Also, sagt er, wenn er König von Deutschland wäre, er würde sich um die Provinz kümmern. Um die Kleinstädte und Dörfer. „Niemand kümmert sich. Die große Politik verschläft den Niedergang. Man redet viel und tut nichts.“ Es sei so, seit Jahrzehnten. Über alles werde geredet im Wahlkampf. Aber dass die Republik langsam aber sicher auseinanderfalle? Sich zerlege in Gewinner- und Verliererregionen? „Darüber nicht. In Berlin hat man das Thema bis heute nicht begriffen.“ …

650 Kilometer östlich von Altena liegt Seifhennersdorf in der Oberlausitz, 3800 Einwohner. Nur noch. 1990 waren es mehr als 7000. „Wir sind heute wieder auf dem Stand des Jahres 1830“, sagt Karin Berndt, die Bürgermeisterin. 150 Menschen minus pro Jahr, das war etwa der Schnitt bislang. …

Wenn Karin Berndt über die Lage in Ostsachsen redet, über die Stimmung entlang der tschechischen und polnischen Grenze, darüber, wie nach 1990 die Schwerpunkte in Sachsen gesetzt wurden, dann fährt sie fast aus der Haut. „Leuchtturmpolitik, nur für die Großstädte und die Großunternehmen. So lief das hier seit 1990“, schimpft sie. „Wir auf dem Land sind abgehängt.“ Sie erzählt von Bürgermeistern anderer Gemeinden, sie erzählt von Polizisten, sie erzählt, was ihr derzeit zu alles Ohren kommt. Es klinge ein bisschen wie 1989, sagt sie. „Der Unmut ist unglaublich. Da kommt gerade eine Wut hoch auf alles.“

… Kommunale Selbstverwaltung? „Wir sind hilflos ausgeliefert“, sagt sie. „Mehr ist nicht.“ An die Wahl am Sonntag mag sie gar nicht denken. „Da werden einige in Dresden und Berlin ganz schön zusammenzucken“, sagt sie. … .”

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