Von Heimatgründen und einem Plüschhund.

#Zeitz: Von Heimatgründen und einem Plüschhund. Von Deindustrialisierung, Leerstand und demografischem Wandel

Sachsen-Anhalt-Journal: “Musik schallt aus der ehemaligen Stadtbibliothek von Zeitz. Vom Döner-Imbiss auf der anderen Seite gehen skeptisch Blicke über die Rahnestraße und ein Aufsteller vor dem schönen Portal des maroden Gebäudes wirkt etwas verloren. Doch drinnen ist es an diesem Abend des 1. Juli 2017 gut gefüllt. Neugierig inspizieren die Besucher das sonst verschlossene Gebäude, in dem auf zwei Ebenen Werke von 27 Studierenden zu sehen sind, die an der Fachhochschule Dortmund und der Hochschule für populäre Künste Berlin studieren. Dank einer Kooperation mit der Kultur- und Bildungsstätte Kloster Posa e.V. haben sie eine Woche in Zeitz gelebt und gearbeitet. Die Ergebnisse ihrer Unternehmung zeigen sie nun unter dem schaufenstergroß plakatierten Titel „Heimat versus Fremde“. …

Neben all denen, die auf Grund von Krieg oder ökonomischer Perspektivlosigkeit ihre vertrauten Orte verlassen haben und noch verlassen werden, sind auch in Zeitz und seinem Umland viele Menschen in der Vergangenheit von Heimatverlust betroffen gewesen. War es erst der Braunkohleabbau, der Heimat zerstörte, gingen in den Wendejahren die oft über Jahrzehnte gewachsenen Nahräume aus vertrauter Tätigkeit und sozialem Netz flächendeckend verloren und erzwangen den Wegzug oder das Zurückbleiben im Stillstand. In Zeitz kann man die Folgen der schlagartigen Deindustrialisierung und der mit ihr verbundenen Entwurzelungen noch immer besichtigen, während die Industrie von einst ihren Platz im Museum gefunden hat. Straßenzüge stehen leer, Häuser verfallen, die Bevölkerung schrumpft. Was demografischer Wandel für eine einst blühende Stadt bedeutet – in Zeitz ist das, neben all dem Schönen und Neuen, das es hier auch gibt, in bröckelnden Stein gemeißelt. Ein Gang durch die Rahnestraße versetzt denn auch in eine eher melancholische Stimmung. Der Beheimatungsoptimismus, den die Ausstellung verströmt, fällt daher besonders auf. … .”

Von Heimatgründen und einem Plüschhund.