Österreicher wollen “gefährlichste Straße Deutschlands” aufmöbeln

Leipzig: #WoPoLE. #Eisenbahnstraße. Österr. S Immo AG will Häuser entmieten und hofft auf Mieten “jenseits der 8 Euro”

LVZ Leipziger Volkszeitung: “Noch vor 15 Jahren standen in Leipzig 60.000 Wohnungen leer. Nun wächst die Stadt – und der Aufschwung soll auch die Eisenbahnstraße im Osten der Stadt erfassen. …

Besuchern stechen hier Wettlokale, leerstehende Geschäfte und mit Graffiti beschmierte Wände ins Auge – und immer öfter Bauzäune. Denn das Viertel befindet sich im Umbruch. Investoren haben die Gegend längst entdeckt und warten auf die “Gentrifizierung”.

Aber das sind nicht für alle hier gute Nachrichten: Im Gegensatz zu anderen Teilen der Stadt sind an der Eisenbahnstraße die Mieten mit Quadratmeterpreisen von unter vier Euro noch leistbar. Das hat in den letzten Jahren auch immer mehr Studierende, Kreative und Akademiker angelockt.

Developer wie die österreichische S Immo AG, der hier im Grätzel drei Häuser und in ganz Leipzig 38 Objekte gehören, sehen die derzeitige Wohnsituation naturgemäß anders: “Teilweise herrscht bei den Mietern ein völlig anderer Zugang zum Thema Wohnen”, drückt sich Robert Neumüller, Geschäftsführer der S Immo Germany, diplomatisch aus. Die Wohnungen seien mit bis zu zwölf Mietern überbelegt, und deren Wohnverhalten zerstöre die Substanz der Häuser.

Bei einem Eckhaus direkt an der Eisenbahnstraße, das die S Immo AG erst im Juli einem dänischen Investor abgekauft hat, soll sich das “in den nächsten drei bis vier Jahren” ändern. Zunächst soll das Haus “entmietet” werden. Das werde zum Teil dadurch passieren, dass auslaufende Mietverträge nicht verlängert werden. Viele Mieter würden ihre Miete nicht bezahlen oder den Mietvertrag auf andere Art brechen, so Neumüller. Zudem würden die Bewohner nun auch bemerken, dass nach dem Eigentümerwechsel ein anderer Wind wehe.

Das Haus soll entkernt, renoviert und neu vermietet werden. Das langfristige Ziel: Bis zur Neuvermietung soll das Mietniveau entsprechend gestiegen sein: “Wir werden den Zeitpunkt abwarten, bis der Markt ein entsprechendes Niveau hergibt”, so Neumüller. Er hofft dann auf Mieten “jenseits der acht Euro”, also auf das Doppelte davon, was jetzt bezahlt wird. …

Leipzig durchlebe gerade die gleiche Entwicklung wie Berlin schon vor einigen Jahren.

“Wir kaufen uns Arbeit ein”, sagte Vorstandschef Ernst Vejdovszky über die Unternehmensstrategie, verborgene Schätze mit Potenzial einzukaufen – und dann zu entwickeln. Noch sei die Eisenbahnstraße nicht so weit, sagt Neumüller: “Aber sie kommt – und wir sind dann bereits da.” (Franziska Zoidl, 30.9.2017)”

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