«Wir werden die United Cities of America sein!» | NZZ

USA: Inclusive Prosperity Urbanism. @Richard_Florida im @NZZ-Interview über progressiven #Urbanismus, Prosperität der #Großstädte & Gegenbewegungen wie #Trump

Richard Florida in NZZ Neue Zürcher Zeitung: “… Das Buch beschreibt die Gegensätze, die zu Trump führten: Die geballte kreative Kraft von Wissensberufen in städtischen Räumen schafft Prosperität und Innovation als Treiber unserer wirtschaftlichen Zukunft. Clustering schreibt allerdings auch Riefen und Risse in unsere Gesellschaft ein, die Gegenbewegungen auslösen. … Trump hielt ich dennoch nie für möglich. Aber nach seiner Wahl verstand ich, dass das Land in einem zyklischen Acht-Jahres-Trauma, gewissermassen in einem niederschwelligen Bürgerkrieg, gefangen ist. Und dass auf dem Weg vor uns keine Versöhnung liegt, weil das Land zu gespalten ist, um wieder zusammenzuwachsen. …

NZZ: Worin besteht diese neue Bewegung?
RF: In weniger Föderalismus, mehr Lokalismus und Devolution, der Übertragung von parlamentarischer Gewalt an lokale Behörden. Wenn Städte weiterhin prosperieren und gleichzeitig die USA als Nation bestehen sollen, sollten wir die föderale, vertikale Gewaltentrennung ernsthaft überdenken und neu austarieren, um die Macht der Bundesregierung umzuverteilen. Kurzfristig brauchen wir integrierten Wohlstand auf lokaler Ebene durch die forcierte Zusammenarbeit von lokalen Unternehmen, Gewerkschaften, Nachbarschaftsgruppen und Ortsbeiräten. So schafft man Wert, den man sich leisten kann bei weniger Segregation. Das Langzeitszenario dahinter muss die nachhaltige Übertragung von politischer Macht auf die Lokalebene sein. …

NZZ: Darin schwingt Lokalautonomie und Populismus mit. Im Buch machen Sie sich für einen progressiven Urbanismus mit Anleihen bei Piketty oder Keynes stark. Was wird daraus?
RF: Er wird Teil eines Handlungsplans auf Lokalebene, des «Inclusive Prosperity Urbanism». In diesem integrativen Wertschöpfungsurbanismus arbeitet eine Koalition aus lokalen Unternehmen, Gewerkschaften, Universitäten usw. gemeinsam an der Realisierung von bezahlbaren Wohnungen für Erwerbstätige oder dem Zugang zu Massenverkehrsmitteln – und das nicht nur für die kreative Klasse, sondern auch für Leute mit Niedriglohnjobs. Wenn die Gewinner der Gentrifizierung weiterhin von einem funktionalen urbanen Wirtschaftsfeld profitieren wollen, müssen sie dafür sorgen, dass auch einfache Dienstleister auf anständigem Mindestlohnniveau bezahlt werden und eine Chance auf berufliche Weiterentwicklung haben. Ein Beispiel für diesen Inclusive Prosperity Urbanism ist die kanadische Provinz Ontario. Der Mindestlohn wurde angehoben, 2019 soll er bei 15 Dollar liegen. Ontario hat eine Strategie zur Entwicklung von subventionierten Miet- und Eigentumswohnungen, Pläne für neue ÖV-Verbindungen zwischen Toronto und Windsor und ein Pilotprogramm zu negativer Einkommenssteuer und Grundeinkommen auf ausgewählten Stadtgebieten. … .”

https://www.nzz.ch/feuilleton/wir-werden-die-united-cities-of-america-sein-ld.1319696