LVZ Leipziger Volkszeitung

Leipzig: Multimediale Reportage in der @LVZ über #Wagenplätze, insbesondere die #Scherbelburg in #Kleinzschocher. Auf 10 bis 15 Plätzen leben aktuell ca. 300 Menschen in Bau- und Lastwagen. Generell sei die Wohnform auf Rädern ein Nischenthema, rechtlich ein Graubereich. #Wagenplatz

LVZ Leipziger Volkszeitung: “… Leipzig gilt heute als Wagenplatz-Hochburg in Deutschland. Ende der 1990er-Jahre wurde an der Windscheidstraße in Connewitz der erste Leipziger Wagenplatz gegründet. Die Verantwortlichen der Stadt dachten damals, die Lebensform sei ein Armutszeugnis und boten den Bewohnern Wohnungen an. „2001 wollte die Stadt dann einen zentralen Wagenplatz in Markkleeberg einrichten“, erzählt der Wagenplatz-Bewohner Florian Teller. Das fanden die Wagenbewohner aber nicht gut, der Plan wurde verworfen. Mit der Zeit entstanden immer mehr Wagenburgen.

„Jedes Jahr kommt etwa ein neuer Platz hinzu“, sagt Michael Stellmacher vom Hausund Wagenrat (HWR). Viele Menschen kämen zur Beratung zum HWR, wollten sich einem Wagenplatz anschließen. Klaus Schotte, Stadtplaner und beim HWR aktiv, kritisiert, dass das Baurecht Wagenplätze nicht kenne. Allerdings könne der Gesetzgeber durchaus befinden, dass sich ein Wagenplatz in seine Umgebung einfügt – ähnlich wie bei einem Industriegebiet. Dadurch könnten Spielräume geschaffen werden. „Lüneburg hat einen Wagenplatz legalisiert. Auch Witzenhausen in Nordhessen sieht eine Wagenburg im Flächennutzungsplan vor.“ Die Spielräume, wie das Baurecht ausgelegt wird, müssten erweitert werden, findet Schotte. Die Plätze seien Räume, in denen etwas ausprobiert werden kann. Die Stadt müsse darauf achten, dass diese Räume erhalten bleiben, sagt er. Denn das belebe die ganze Gesellschaft.

Das Bauamt der Stadt Leipzig verweist bei dem Thema auf das Gesetz von Bund und Land. „Es kann nicht von der Kommune umformuliert oder uminterpretiert werden“, heißt es auf Anfrage. Heiko Rosenthal ist Ansprechpartner der Stadt für Wagenplätze. Leipzigs Ordnungsbürgermeister sei schwierig anzusprechen, sagt Schotte. Das läge an seiner Führungsposition. Aus der Stadtverwaltung heißt es, dass Rosenthal bislang nur selten in Bezug auf Wagenplätze kontaktiert worden ist. Vier Plätze befinden sich derzeit auf Grundstücken der Stadt. Drei hätten seit etwa einem Jahr schriftliche Verträge, die Bewohner zahlen der Stadt Leipzig einen Mietzins. Mit den Menschen des vierten Wagenplatzes liefen derzeit Vertragsverhandlungen, teilte das Liegenschaftsamt der Stadt Leipzig mit. Durch das geregelte Mietverhältnis soll auch sichergestellt werden, dass die Bewohner ihrer Meldepflicht nachkommen, den Müll ordnungsgemäß entsorgen und ihre Wagen ans Strom- und Wassernetz angeschlossen sind. Denn nicht alle hielten sich an die Vorschriften. … .”

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