Teures Pflaster City-Lage (neues deutschland)

Berlin: Z.T. extrem steigende Grundstückspreise, bspw. 70mal mehr als 2000. »Es dürfen nicht die Renditenaussichten Weniger befriedigt werden, sondern die Wohnbedürfnisse der 99 Prozent«, sagt die Stadtentwicklungsexpertin @die_gennburg (@LinksfraktionB). @NicolasSustr

neues deutschland: “7000 Euro – so viel ist jeder Quadratmeter des Areals rund um die Mercedes-Benz-Arena am Ostbahnhof inzwischen wert. Das ist doppelt so viel wie noch vor einem Jahr. Damit ist die Fläche inzwischen fast halb so wertvoll wie der Potsdamer Platz mit einem Bodenrichtwert von 15 000 Euro. Am meisten kostet es, wenn man am Pariser Platz am Brandenburger Tor ein Fleckchen Erde sein Eigen nennen will: 60 000 Euro pro Quadratmeter.

Immerhin sind an dem prestigeträchtigen Ort die Preise laut dem kürzlich vom »Gutachterausschuss für Grundstückswerte« vorgelegten Immobilienmarktbericht im Vergleich zur Vorjahresausgabe nicht gestiegen. Das ist eine Ausnahme. Innerhalb des S-Bahnrings wurde der hauptstädtische Grund alleine im vergangenen Jahr um rund 40 Prozent teurer. …

380 000 Euro werden für eine 57-Quadratmeter-Neubauwohnung direkt auf dem ehemaligen Mauerstreifen zwischen Kreuzberg und Mitte verlangt, über 6500 Euro für den einzelnen Quadratmeter. Wollte man diese nicht sonderlich attraktive Wohnung vermieten, müsste man über 20 Euro kalt pro Quadratmeter verlangen, um keinen Verlust zu machen. Hauptgrund sind die exorbitanten Bodenpreise im überhitzten Markt. In diesem Falle auch befeuert von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, die das Grundstück einst zum Höchstpreis verkaufte. …

»Angebot und Nachfrage klaffen komplett auseinander«, sagt Katalin Gennburg, Stadtentwicklungsexpertin der Linksfraktion. Immer mehr Wohnungen, die sich selbst viele Berliner mit mittlerem Einkommen nicht einmal zur Miete leisten können, stehen einem immer größeren Bedarf an leistbarem Wohnraum gegenüber.

»Es gibt keinen Grund zu glauben, dass sich durch den Überschuss solcher Wohnungen die Lage für Geringverdienende entspannt«, warnt Gennburg vor zu viel Vorfreude. …

Angesichts des sich abschwächenden Zuzugs fordert Gennburg, die Bedarfsprognosen für den Neubau auf den Prüfstand zu stellen. Tatsächlich sollen die Zielzahlen im Stadtentwicklungsplan Wohnen von bisher 194 000 neuen Wohnungen bis zum Jahr 2030 noch einmal erhöht werden. Es müsse sichergestellt werden, dass nicht an Prognosen vorbeigebaut werde. »Es dürfen nicht die Renditenaussichten Weniger befriedigt werden, sondern die Wohnbedürfnisse der 99 Prozent«, sagt die Stadtentwicklungsexpertin.

Über mangelnde Rendite kann sich der US-amerikanische Investor Anschutz bei seinem Areal am Ostbahnhof nicht beklagen. Rund um das Jahr 2000 war ein Quadratmeter lediglich 100 Euro wert. Der Preis hat sich seitdem versiebzigfacht. … .”

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