Am Freitag trafen sich in Dresden auf Einladung des Ersten Bürgermeisters und Oberbürgermeisterkandidates Dirk Hilbert (FDP) in einem kleinen Kreis etwa 40 Kommunalpolitikerinnen, Verwaltungsmitarbeiter, Architektinnen, Immobilienfachleute, Planerinnen und Vermietervertretungen zum Symposium "Wohnen in Dresden".
Die Taktik der "bürgerlichen" Wohnungspolitik in Dresden ist bemerkenswert: demnach besteht in der Landeshauptstadt gar kein Anlass für ein aktives Eingreifen in den Wohnungsmarkt. Dirk Hilbert fand, dass ein „emotionales Thema wie die Wohnungspolitik versachlicht wurde“. Die Expert_innen hätten deutlich gemacht, dass Dresden nicht auf eine Wohnungsnot zusteuere.
Im Wesentlichen wurde festgestellt, dass auf dem Dresdner Wohnungsmarkt im Vergleich zu anderen deutschen Großstädten „eine relativ entspannte Situation“ herrsche. Der Leiter des Stadtplanungsamtes, Stefan Szuggat, korrigierte die bisher bekannte Leerstandsquote von 2,4 auf 6,8 Prozent. Die 2,4 Prozent entstammen den Berechnungen des CBRE-empirica-Leerstandsindex, der statistische Angaben von Kommunen und Ländern auswertet.
Das Stadtplanungsamt Dresden geht dagegen nun von über 20.000 leerstehenden Wohnungen aus, die sich über alle Stadtteile verteilen. Bei mit Fotos dokumentierten Begehungen durch Mitarbeiter_innen des Amtes wurden Anfang 2015 18.743 leerstehende Wohnungen in Mehrgeschosshäusern ermittelt. Außerdem könnten die Stadtplaner_innen ihre Angaben mit einer Leerstandsstatistik abgleichen, die ein Mitarbeiter des Amtes in Eigenengagement seit 1989 führe. Der Leerstand sei am höchsten im Westen Cottas mit rund 3.900 und in Blasewitz mit 2.400 Wohnungen, beides gründerzeitlich geprägte Viertel.
Offenbar wurden bei der Zählung des Stadtplanungsamtes auch nicht marktaktive Wohnungen erfaßt, die erst nach aufwändigerer Sanierung wieder bewohnt werden können.
In dem Fall wäre der Leerstand in Dresden und Leipzig etwa gleich hoch. In Leipzig gibt es ebenfalls etwa 20.000 leerstehende Wohnungen, davon etwa die Hälfte marktaktiv. Genauere Zahlen sollen von der Stadtverwaltung Leipzig in den nächsten Tagen im Zusammenhang mit der Vorstellung des Entwurfs des Wohnungspolitischen Konzepts vorgelegt werden.
Weiterhin betonte der Dresdner Amtsleiter Szuggat, dass der Flächennutzungsplan bis 2025 Bauland für 33.100 Wohnungen ausweist,
davon 12.000 Einfamilienhäuser und 20.600 Mehrfamilienhäuser. Dies sei dreimal so viel wie der Bedarf.
Laut Daniel Hofmann, Büroleiter des Berliner GEWOS Instituts für Stadt-, Regional- und Wohnforschung GmbH, sind es sogar viermal so viel. Er hatte auf der Grundlage der Prognose zur Entwicklung der Haushalte in Dresden bis 2025 einen Neubaubedarf von 7.680 Wohnungen genannt, 4080 davon in Mehrfamilienhäusern. Hofmann meint, Aufgabe der Kommune sei es, sich um die zu kümmern, die am Wohnungsmarkt aufgrund ihrer Einkommenssituation keine Wohnung finden. Dies sei allerdings nicht mit Neubauten zu finanzieren.
Kritik kam unter anderem von Tilo Wirtz, DIE LINKE im Dresdner Stadtrat: Die private Wohnungswirtschaft wolle selbst direkt oder indirekt in den Genuss der Subventionen für preiswerten Wohnraum kommen. Dies sei verständlich. „Erfahrungen aus anderen Städten wie Chemnitz oder Leipzig zeigen aber, dass ein städtischer Wohnungsbestand zur sozialen Bändigung des Marktes ein probates Instrument ist“. Wirtz weiter: „Glaubt man alles, was erzählt wurde, hätten wir keine Sorgen. … Gerade eben hat die Landesregierung bestätigt, dass Dresden alle Voraussetzungen für die #Mietpreisbremse erfüllt. Das heißt, es gibt Handlungsbedarf.“
Thomas Blümel, Geschäftsführer der SPD-Fraktion Dresden, kritisierte die Veranstaltung ebenfalls. Seit Monaten würde der Stadtrat auf das Wohnkonzept der Stadt warten. „Völlig überraschend werden jetzt Eckpunkte und Schlussfolgerungen vorgestellt. … Das ist aus unserer Sicht eindeutig als Wahlkampf einzuordnen“.
Peter Bartels, SPD-Stadtrat und Vorsitzender des Mieterverein Dresden und Umgebung e.V., hatte die Einladung abgelehnt. Wahlkampf von Herrn Hilbert wolle er nicht unterstützen, auch wenn es hieß, dies sei eine Veranstaltung der Stadt.
https://mopo24.de/nachrichten/so-will-dresden-die-kuenftige-wohnungsluecken-stopfen-7996
Symposium Wohnen in Dresden: 20.000 Wohnungen in Dresden stehen leer
www.menschen-in-dresden.de
In Dresden stehen 20.000 Wohnungen leer. Der Leerstand verteilt sich über alle Stadtteile der Landeshauptstadt. Am höchsten ist er im Westen Cottas mit rund 3.900 und in Blasewitz mit 2.400 Wohnungen. Den geringsten Leerstand verzeichnet Klotzsche mit 1.150 Wohnungen. Diese Zahlen nannte der Leiter…