Im Interview mit DIE WELT: Sozialwissenschaftler Sigmar Gude, Gründungsmitglied des Berliner Stadtplanungsbüros TOPOS, das zahlreiche Studien zu sozialen Veränderungen in den Berliner Innenstadtbezirken durchgeführt hat.
Die Welt: Beruhigt es Sie, dass der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) sich die Wohnungspolitik groß auf die Fahnen geschrieben hat?
Gude: Mittlerweile hat der Senat sein Instrumentarium in der Tat deutlich auch auf den Wohnungsbestand, also Altbau und bestehenden Sozialen Wohnungsbau, ausgeweitet. Das wird natürlich nicht ausreichen können, aber das Bewusstsein, dass mehr als nur Neubau gemacht werden muss, ist in der Politik inzwischen doch angekommen. Es gibt allerdings nach wie vor im Bausenat genügend, die sagen: „Wenn wir nur genug bauen, egal zu welchen Mietpreisen, dann sickert das schon irgendwie nach unten durch“. Doch diese Sickerthese lenkt nur davon ab, dass die Politik keine wirklichen Instrumente hat, die Wohnungsfrage zu lösen. Dafür braucht es politisch, auch bundespolitisch, einen ganz neuen Ansatz.