Nicht 2000, sondern 200 Asylbewerber_innen könnten ins Gewerbegebiet Dölzig kommen

Dölzig (Landkreis Nordsachsen): Freistaat plant Erstaufnahmeeinrichtung. Nicht 2000, sondern 200 Asylbewerber_innen könnten ins Gewerbegebiet kommen

In Dölzig, einem Ortsteil von Schkeuditz, der westlich von Leipzig direkt an der A4, Abfahrt Leipzig-West, liegt, herrscht seit dem Wochenende Aufregung. Die LVZ-Online hatte am Sonnabend berichtet, der Freistaat Sachsen würde hier eine Erstaufnahmeeinrichtung für bis zu 2000 Flüchtlinge planen.

Am Montag hatte Oberbürgermeister Jörg Enke (Freie Wähler) nach Rücksprache mit Landratsamts-Dezernentin Angelika Stoye kurzfristig zu einem Abstimmungsgespräch über die neue Situation in das Gemeindezentrum eingeladen. An der nichtöffentlichen Runde nahmen auch Ortsvorsteher Thomas Druskat (FWD), die Dölziger Ortschaftsräte, die Fraktionsvorsitzenden des Schkeuditzer Stadtrates sowie der stellvertretenden Landrat des Landkreises Nordsachsen, Ulrich Fiedler teil. Bürgermeister Enke und Ortsvorsteher Druskat machten nach der Beratung gegenüber den Einwohnern_innen ihrem Unmut darüber Luft, dass die Behörden und Politiker_innen vor Ort nicht über die Pläne des Freistaates informiert sind. „Ich habe gesagt, dass wir keine Informationen vom Freistaat haben und nur über den Buschfunk von den Plänen erfuhren. Die Bürger und ihr Oberbürgermeister werden allein gelassen. Es passiert genau das, was immer kritisiert wird, das ist nicht normal“, sagte Enke gestern Abend und verwies für weitere Informationen an den Freistaat. Druskat sprach sich vehement gegen eine über die schon vom Landratsamt geplante Unterbringung von 60 Asylbewerber_innen hinausgehende Belegung im Gewerbegebiet aus. Mehr verkrafte der Ort nicht.

Am Dienstag trafen sich Mitarbeiter_innen des Staatsbetriebes Sächsisches Immobilien- und Baumanagement (SIB) mit Vertretern des Freistaates in Dölzig, um offenbar die Modalitäten mit dem Eigentümer der leerstehenden Gebäude zu besprechen. Die LVZ-Anfrage fragte bei der für die Erstinformation zuständige Landesdirektion Sachsen an, erhielt jedoch keine konkrete Auskunft: „Die Landesdirektion Sachsen und der SIB sind gegenwärtig in einem ständigen Prozess mit der Recherche für zusätzliche Unterbringungsmöglichkeiten für die Erstaufnahme von Asylbewerbern befasst. Dabei werden immer wieder die verschiedensten Grundstücke oder Gebäude – in erster Linie landeseigene Immobilien – in den Blick genommen. Diese Recherche hat sich aufgrund der aktuellen Zugangszahlen von Asylbewerbern nach Sachsen nochmals verstärkt. […] Eine Information der Öffentlichkeit zu neuen Erstunterbringungsquartieren ist aber erst nach einer Standortentscheidung und nach dem Abschluss damit möglicherweise verbundener vertraglicher Vereinbarungen sinnvoll. Wir kommunizieren dann jeweils aktiv und umgehend. Eine finale Entscheidung dazu liegt noch nicht vor.“

Daraufhin fragte das Blatt bei dem für diesen Wahlkreis mit verantwortlichen Landtagsabgeordneten Volker Tiefensee (CDU) an. Diese ergab, dass es tatsächlich Pläne des Freistaats in Dölzig gibt. Jedoch seien alle anderen Informationen, die er von Finanzminister Georg Unland (CDU) erhalten habe, vertraulich. Konkreter wurde Tiefensee daher nur einmal: „Die Zahl 2000 ist falsch, wir reden vielleicht über 200 Asylbewerber.“ Nach Informationen der LVZ handelt es sich nicht um eine Immobilien des Freistaates, sondern diese soll erst noch erworben werden. Angeblich der Kaufvertrag bereits unterzeichnet worden sein, was für eine längere Nutzung des oder der Gebäude sprechen würde.

5 Gedanken zu „Nicht 2000, sondern 200 Asylbewerber_innen könnten ins Gewerbegebiet Dölzig kommen

  1. Wir sind nicht mehr das Volk.
    Wir werden nicht mehr gefragt, nicht mehr richtig informiert und auch nicht mehr wahrgenommen.ich weiß nicht wie lange wir uns das gefallen lassen.danke lieber Freistaat

    1. Hallo, Wolfgang,

      auch wenn sich Ihr Kommentar uns nicht volständig erschließt, lassen wir kritische Stimmen gerne zu. Allerdings geben wir zu bedenken, dass gerade der „Volksgedanke“ das Problem der Abschottung gegen ein gedachtes Außen manifestiert und damit ursächlich ist für einen Großteil der Androhungen und Gewalttaten gegen Unterkünfte gerade im Freistaat Sachsen.

      Mit dem Hinweis auf das „für alle“ im Namen unseres Netzwerkes und
      mit freundlichen Grüßen

      1. Die Häuser in Dölzig stehen schon über 10 Jahre frei,so erfüllen sie wenigstens einen guten zweck

  2. Uns geht es in Deutschland und den meisten europäischen Ländern gut, ja sogar blendend. Warum können wir nicht einfach etwas davon abgeben? Politische Hintergründe dürften da keinerlei Rolle spielen; es sollte einfach der MENSCH im Vordergrund stehen! Denken wir bitte zurück an den zweiten Weltkrieg und daran, dass UNS auch geholfen wurde, und denen, die den Weltkrieg gottlob nicht erlitten haben, fragen vielleicht mal bei Eltern oder Großeltern nach ….. oder „googeln“ einfach mal!

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