Bauindustrie fordert mehr Flüchtlingswohnungen in Sachsen

Dresden und Chemnitz: Laut Pestel Institut fehlen tausende Wohnungen für Geflüchtete. Beide Städte weisen die Zahlen zurück

Wie oft, wenn das ISP Eduard Pestel Institut für Systemforschung e.V. aus Hannover eine Studie mit sehr konkreten Zahlen veröffentlicht, schlagen die Wellen rasch hoch. Das Institut hatte im Auftrag mehrerer
Verbände aus dem Baugewerbe – Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU), Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB), Deutsche Gesellschaft für Mauerwerks- und Wohnungsbau (DGfM) und Bund Deutscher Baumeister, Architekten und Ingenieure (BDB) – den Wohnungsmarkt analysiert. Nahezu alle Städte in Deutschland müssen die bisherige Neubaurate steigern und leerstehende Immobilien sanieren, stellte das Pestel-Institut fest.

In vielen überregionalen und lokalen Zeitungen wird die Studie zum Anlaß genommen, allgemein über die Situation auf dem Wohnungsmarkt zu berichten, auf weitere Zahlen zu verweisen und diese mit dem Ist-Stand zu vergleichen.

In Sachsen lehnen Stadtverwaltungen und Lokalpolitiker_innen die Pestel-Studie einmal mehr als überzogen und weltfremd ab. So braucht Dresden laut Pestel-Institut rund 2.700 Wohnungen zusätzlich für Geflüchtete, die in diesem Jahr kommen. Die Stadtverwaltung weist das zurück. “Wir können die Datengrundlage des Instituts nicht nachvollziehen”, sagte Stadtsprecher Kai Schulz. “Wir erwarten bis Jahresende noch 2500 bis 3000 weitere Flüchtlinge. Dafür brauchen wir nicht 2700 Wohnungen.” Die Stadt Dresden werde diese Menschen in Gemeinschaftsunterkünften unterbringen.

Dresden brauche demnach rund 2700 Wohnungen zusätzlich für Geflüchtete, die in diesem Jahr kommen. Die Stadt weist das zurück. «Wir können die Datengrundlage des Instituts nicht nachvollziehen», sagte Stadtsprecher Kai Schulz. «Wir erwarten bis Jahresende noch 2500 bis 3000 weitere Flüchtlinge. Dafür brauchen wir nicht 2700 Wohnungen.» Dresden werde diese Menschen in Gemeinschaftsunterkünften unterbringen.

Für Chemnitz wird ein zusätzlicher Bedarf von rund 1.200 Wohnungen für Geflüchtete prognostiziert. Die Stadtverwaltung dagegen rechnet in diesem Jahr mit einem Bedarf zwischen 500 und 600 Wohnungen. 350 Wohnungen seien bereits angemietet, auch die weiteren würden bis Jahresende verfügbar sein.

Zur den konkreten Ergebnissen der Studie des Pestel-Instituts und früheren Prognosen für Sachsen sowie den lokalen Reaktionen darauf später noch mehr. Manche ablehnende Antwort läßt sich vermutlich auch darauf zurückführen, dass Mitarbeiter_innen der Stadtverwaltungen nur auf ihren eigenen Aufgabenbereich blicken, so etwa die Unterbringung von aus den EAE des Landes den Städten zugewiesenen Menschen. Dabei wird schnell vergessen, dass Geflüchte nach der Anerkennung oder Duldung zwar nicht mehr in ihren Aufgabenbereich fallen, aber damit nicht “verschwinden”. Wenn sie aus den Not- und Gemeinschaftsunterkünften und Gewährleistungswohnungen ausziehen müssen, benötigen sie eigenen, bezahlbaren Wohnraum, sofern sie in der jeweiligen Kommune bleiben wollen.

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