Vor 25 Jahren in Berlin – Als Utopien und Lebensentwürfe geräumt wurden

Berlin: Vor 25 Jahren. Als Utopien und Lebensentwürfe geräumt wurden

Deutschlandradio Kultur: “Im Sommer 1990 schien im Osten von Berlin fast alles möglich. Etliche leerstehende Häuser wurden besetzt, es war Platz für alternative Lebensentwürfe, es wurde von einem “Dritten Weg” geträumt. Mit der Räumung der Mainzer Straße im November war für viele Schluss damit. …

Stadtforscher Armin Kuhn hält das allerdings für ein Vorurteil. Weder haben die besetzten Häuser, wie er in einer wissenschaftlichen Arbeit darlegen konnte, eine Pionierrolle für die Aufwertung der Stadtviertel gehabt. Noch waren sie ein Störfaktor für die Verwandlung der Arbeiterbezirke in Edelkietze.

“Das Eigentümliche an der Besetzungsbewegung der 90er-Jahre war eben, dass sie zu einem Zeitpunkt aufgetreten sind, als die Weichen für ein ganz bestimmtes Stadtentwicklungsmodell, nämlich eins was auf Privatinvestoren und Profitmaximierung setzt, schon gestellt war und die in einer Weise und einer Mächtigkeit schon gestellt waren, dass die Hausbesetzungsbewegungen dagegen eigentlich kaum vorgehen konnten.”

Dennoch waren die Besetzungen wirksamer als jede politische Initiative zur Mietenkappung, sagt Armin Kuhn. Wer in ehemals besetzten Häusern wohnt, zahlt weniger Miete, kann völlig anders leben als seine Nachbarn und gibt schon deshalb ein sichtbares Zeichen dafür, dass es Alternativen gibt. … .”

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