Zuwanderung, Wohnungsnachfrage und Baubedarfe – aktualisierte Ergebnisse des IW…

@iw_koeln: Baubedarf. Wohnraum bleibt Mangelware

PM Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) vom 22. Juni 2016:

“In Deutschland werden viel zu wenige Wohnungen gebaut, vor allem in den Großstädten. Zu diesem Ergebnis kommt das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) in einem Report. Mancherorts, zum Beispiel in Köln und Düsseldorf, sind die Baugenehmigungen sogar rückläufig, obwohl der Druck auf den Wohnungsmarkt hoch bleibt. Die Politik muss gegensteuern und die Metropolen entlasten.

Baubedarf

Berlin ist Spitzenreiter, aber ein trauriger. Nirgends in Deutschland ist der Unterschied zwischen Baubedarf und Bautätigkeit so groß wie in der Hauptstadt. In den kommenden Jahren müssen dort rund 31.000 Wohnungen pro Jahr gebaut werden, wenn jährlich 500.000 weitere Flüchtlinge nach Deutschland einwandern. Gebaut wird aber nicht einmal ein Drittel. Und auch in anderen Großstädten wird der Wohnraum knapp: München bräuchte rund 17.000 neue Wohnungen jährlich, Hamburg gut 15.000 und Köln 8.000. Insgesamt müssen nach Berechnungen des IW in Deutschland bis 2020 rund 380.000 Wohnungen pro Jahr gebaut werden – tatsächlich sind 2015 aber nur 247.000 neue Wohnungen entstanden. „Mehr als die Hälfte des Wohnungsbaubedarfs entfällt auf die Großstädte. Die Situation ist angespannt“, sagt IW-Immobilienexperte Michael Voigtländer. Um gegenzusteuern, muss die Politik weitere Bauflächen ausweisen und Genehmigungsverfahren beschleunigen.

Selbst wenn die Zuwanderung ab 2017 abrupt enden würde, reicht die Bautätigkeit nicht aus. Denn auch dann müssten insgesamt rund 310.000 Wohnungen pro Jahr entstehen, um vor allem den permanenten Zuzug von Studenten, Rentnern und Erwerbstätigen in die Großstädte zu meistern.

Auf dem Land drohen dagegen Leerstände. „In den Landkreisen muss jede Bautätigkeit geprüft werden, da die Objekte sonst ungenutzt bleiben“, erklärt Voigtländer. Vor allem die Verkehrsinfrastruktur muss verbessert werden, damit wieder mehr Menschen bereit sind, auf dem Land zu leben. „Die Landkreise müssen ihre Zukunftsfähigkeit erhöhen und gleichzeitig die Metropolen entlasten“, sagt Voigtländer.”

http://www.iwkoeln.de/studien/iw-reports/beitrag/philipp-deschermeier-ralph-henger-bjoern-seipelt-michael-voigtlaender-zuwanderung-wohnungsnachfrage-und-baubedarfe-aktualisierte-ergebnisse-des-iw-wohnungsbedarfsmodells-288740

Philipp Deschermeier / Ralph Henger / Björn Seipelt / Michael Voigtländer: Zuwanderung, Wohnungsnachfrage und Baubedarfe. Aktualisierte Ergebnisse des IW Wohnungsbedarfsmodells; IW-Report 17/2016

http://www.iwkoeln.de/_storage/asset/288747/storage/master/file/9778484/download/IW-Report_2016-18_Baubedarf.pdf

Für Leipzig wird in der Studie im Szenario 1 – Aufnahme geflüchteter Menschen wie in den Erwartungen der Bundesregierung – von einem durchschnittlichen Baubedarf von 3.294 Wohnungen jährlich und im Szenario 2 – Zuwanderungsstop ab dem Jahr 2017 – von 2.677 Wohnungen jährlich ausgegangen. Die Zahl der Baufertigstellungen 2014 betrug 1059, die der erteilten Baugenehmigungen 2015 2286. Davon werden aber nicht alle Wohnungen auch realisiert. Quelle: Basierend auf dem IW-Baubedarfsmodell bildet die vorliegende Studie einen Baustein, um den zusätzlichen Wohnungsbedarf bis zum Jahr 2020 auf Grundlage verschiedener Zuwanderungsszenarien zu schätzen.