DIE WELT

Interview mit dem Architekten und Stadtplaner Vishaan Chakrabati über den falschen Traum vom Landleben und die ökologischen Vorteile der Urbanität

DIE WELT: “Warum wir alle schnell in die Stadt ziehen sollten. … Sein Twitter-Profilbild zeigte kürzlich Batman, daneben eine Geräuschblase: “PAU”. Aber Vishaan Chakrabarti ist kein Größenwahnsinniger, sondern bloß Popkulturfetischist. Und seine neue Firma heißt “Practice Architecture Urbanism”, kurz: PAU. Der Fünfzigjährige ist Architekt, Stadtplaner, Columbia-Professor, Buchautor und, wie er selbst sagt, “utopischer Pragmatiker”.

Die Welt: Deshalb propagieren Sie, dass wir uns auf die dichte Bebauung von Städten konzentrieren sollten.
Chakrabati: Genau. Die urbane Lebensweise ist grundsätzlich die umweltfreundlichste, weil effizienteste. Die Menschen benutzen öffentliche Verkehrsmittel, leben auf kleinem Wohnraum, haben einen kleineren CO2-Fußabdruck. Wir brauchen kluge Stadtinfrastruktur. Wer die Natur wirklich liebt, lässt sie in Frieden und besiedelt sie nicht.

Die Welt: Der deutsche Beitrag zur Architektur-Biennale in Venedig heißt “Making Heimat”, man sieht unterschiedliche Typen von Flüchtlingsunterkünften. Wie sieht in Ihren Augen gute Flüchtlingsarchitektur aus? Oder ist das schon der falsche Ansatz? Als ob Migranten andere Bedürfnisse haben als der Rest der Bevölkerung.
Chakrabati: Es ist für mich ein emotionales Thema. Meine Eltern kamen 1968 mit 32 Dollars von Indien nach Arizona, und ihnen wurde auf vielen Ebenen geholfen, sich zurechtzufinden. Wenn wir Zugang zu Bildung, Arbeit, Wohnraum, Gesundheitsvorsorge, Kultur bereitstellen, dann bin ich überzeugt, dass die Migranten eigenständig leben können. Und wir sollten sie fragen, wie sie leben wollen. Wir müssen die Tatsache anerkennen, dass viele kommen, um zu bleiben, also geht es auch darum, bereits vorhandene Infrastruktur zu nutzen. … .” Quelle: Diese Vorteile hat das Leben in der Stadt.