„Die Fremdheit abbauen“

Städtisches Zusammenleben, #Problemviertel und #SozialeMischung. Stadtsoziologe Jens Dangschat: „Die Fremdheit abbauen“.

Goethe-Institut: Probleme gibt es, wenn Nachbarn Angst voreinander haben, sagt der Stadtsoziologe Jens S. Dangschat. Sie miteinander ins Gespräch zu bringen, ist deshalb der beste Schutz davor, dass „Problemviertel“ entstehen.

Besteht in Neubauvierteln eher die Gefahr einer problematischen Entwicklung?
Nein, es ist eine Frage der Belegung. Unabhängig von der Herkunft spielt auch die Wohndauer eine Rolle. Der Soziologe Norbert Elias hat gezeigt, dass auch unter im Prinzip gleichen sozialen Gruppen die Alteingesessenen das Recht für sich in Anspruch nehmen, die Regeln vor Ort zu bestimmen. Sobald andere kommen, gibt es Schuldzuweisungen.

Wäre die logische Antwort darauf, eine soziale Mischung herzustellen?
Das ist stets die politische Reaktion: mischen, mischen, mischen. Aber wir haben keinen empirischen Beleg dafür, es handelt sich dabei um einen rein statistischen Ansatz. Wir wissen nicht einmal, welche Mischung bei welchem Maßstab sinnvoll ist – im Treppenhaus, im Block, im Quartier. Nachweisbar funktioniert das Prinzip Mischung nur in Mittelschichtsgebieten sehr gut, solange eine funktionierende Infrastruktur da ist. …

Welche Maßnahmen empfehlen Sie konkret?
Man muss Anlässe dafür schaffen, dass Menschen zusammenkommen und ihre Gemeinsamkeiten erkennen. Das können Fragen dazu sein, wie man im Viertel anständig lebt, wie man den Autolärm eindämmt, wo Platz für die Kinder ist. Da sind kulturelle Unterschiede nicht so relevant. Deswegen ist Partizipation so wichtig, wenn es um die Gestaltung des öffentlichen Raums geht. Zweitens spielen Schulen eine entscheidende Rolle, wenn sie mit offener Pädagogik für positive Sozialisationserfahrungen sorgen. Das bedeutet dann aber auch, in der Schule alle Feste der großen Weltreligionen gemeinsam zu feiern. Drittens müssen die Kommunen vom Bund in die Lage versetzt werden, erfolgreiche Ansätze fortzuführen. Für den gesellschaftlichen Zusammenhalt wäre es wichtig, dass Städte mehr Handlungsmöglichkeiten erhalten, damit sich Armut nicht in sozialer Isolation oder Konfrontation niederschlägt. … .“

https://www.goethe.de/de/m/kul/ges/20814920.html Quelle: Probleme gibt es, wenn Nachbarn Angst voreinander haben, sagt der Stadtsoziologe Jens S. Dangschat. Sie miteinander ins Gespräch zu bringen, ist deshalb der beste Schutz davor, dass „Problemviertel“ entstehen.