„Wir benötigen eine Neuerfindung der Städte“

Hans Joachim Schellnhuber (PIK): „Wir benötigen eine Neuerfindung der Städte“. Polyzentrische Integration statt #Megacities

WESER-KURIER: “Selten sind mir bei einer Recherche so viele Prognosen mit Superlativen aufgefallen wie beim Thema Urbanisierung: Bis 2050 werde sich die Zahl der Megastädte mit mehr als zehn Millionen Einwohnern verdoppeln, heißt es. Oder: In den nächsten drei Jahrzehnten werden die Städte so viel zusätzliche Fläche benötigen wie in der Menschheitsgeschichte bislang bebaut wurde. Wie wahrscheinlich ist das alles? …

Schellnhuber: … Der Wissenschaftliche Beirat Globale Umweltveränderungen hat sich deshalb in seinem aktuellen Gutachten anlässlich der Habitat-III-Konferenz Gedanken dazu gemacht, wie die Ballungsräume der Zukunft aussehen müssen. Unsere Antwort heißt: Polyzentrische Integration. … Statt Megacitys, die eine beträchtliche Landflucht erzeugen und sich mit einer wachsenden Zahl von Vororten und Satellitenstädten verbreitern, benötigen wir ein gesundes Gefüge aus Klein-, Mittel- und Großstädten, die organisch miteinander verbunden sind, aber auch miteinander in Konkurrenz stehen. …

WK: Wie wollen Sie aber verhindern, dass eine Stadt in diesem Gebilde am Ende doch wieder zu einer Megacity wird?
Schellnhuber: Wir erleben in der Tat, dass die Kapitalen ihr Hinterland geradezu aussaugen. Alles Kreative konzentriert sich dann in den Städten. Aber das muss nicht sein. Durch eine geschickte Politik sollte es möglich sein, weitere attraktive Kerne zu bilden, etwa durch mehr Autonomie der Städte bei den Finanzen. Kleinere Städte sind oftmals auch viel kreativer. Die Industrielle Revolution in Großbritannien wurde nicht in London vorangebracht. Nein, die Innovationen kamen aus Kleinstädten wie Bolton oder Cromford, die heute praktisch unbekannt sind. Und in der Renaissance ging der Fortschritt von den Städten in Ober- und Mittelitalien aus, nicht von Rom. Auch Deutschland erlebte eine Blütezeit, als die kreativen Zentren Jena, Dessau oder Weimar hießen. ….”

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