schlachtenlärm ums westwerk | Jens Kassner

Leipzig-#Plagwitz: Nach @Sprachlos-Blog kritisiert auch @JensKassner2 “Schlachtenlärm ums #Westwerk”

Jens Kassner über den Aufruf Westwerk retten: ” … Wie bei manchen Wächterhäusern wird vom Begriff #Zwischennutzung der Bestandteil “zwischen” unterschlagen. So nett es ist, Räumlichkeiten eine Zeit lang zu ausgesprochen günstigen Konditionen zu bekommen, so kann daraus kein einklagbares Gewohnheitsrecht abgeleitet werden.
Das herrschende System nennt sich Kapitalismus. Hier werden nun sozialistische Inseln eingefordert. Solche sind tatsächlich machbar, etwa in Form von Genossenschaften oder wie bei der unweit gelegenen Schaubühne Lindenfels als gemeinnützige Aktiengesellschaft. Selbstorganisation geht tatsächlich, fordert aber viel Engagement und Verantwortung ab. Denn ganz schnell wird klar, dass schon die Instandhaltung zu Mindestanforderungen Mittel verlangt, die irgendwie erwirtschaftet werden müssen. Beim Kunstraum ortloff, auch nicht weit weg, wurde das gerade auf tragische Weise sichtbar. Kaum haben sich namhafte Künstler zu einer Benefizauktion zusammengefunden, wird das Haus wegen Einsturzgefahr durch das zuständige Amt gesperrt. Wenn es dann um das ungeliebte Geld geht, kommen gerade von den ach so autonomen und freiheitsliebenden Selbstverwirklichern Forderungen nach einem Eingreifen der öffentlichen Hand.
Ganz schnell steht dann auch das böse Wort #Gentrifizierung im Raum. Schon bei der unvermeidlichen Sanierung des Blocks an Grünewald- und Windmühlenstraße vor wenigen Jahren wurde es gehypt. Beim erzwungenen Westpol-Auszug stand es wieder in jeder Stellungnahme, nun natürlich erneut. Ja, hier findet Gentrifizierung statt. Das ist nicht zu leugnen. Doch die ursprünglichen Betroffenen solch eines Prozesses, die sozial Schwachen des einst arg heruntergekommenen Viertels, äußern sich nicht dazu. Vielmehr die Leute, die auf der Suche nach bezahlbarem Freiraum zugezogen sind. … .”

Und bevor Fragen kommen: Diese kulturalistische Auffassung von #Gentrifizierung und diese Haltung, Künstler_innen und andere “Pioniere” seien selbst schuld, wenn Mieten teurer werden und sie vertrieben werden, halten wir für ausgemachten Unsinn. Auch sind Genossenschaften oder gemeinnützige Aktiengesellschaften keine “Inseln des Sozialismus” im “Meer des Kapitalismus”. Wir halten sie aber für einen der richtigen Wege. Wir sind nicht nur in Details oft anderer Ansicht, dennoch ist dies ein Beitrag zur aktuellen Debatte und wird daher von uns verlinkt.

Schlachtenlärm ums Westwerk

2 Gedanken zu „schlachtenlärm ums westwerk | Jens Kassner

  1. Habe gerade die Verlinkung bzw. Spiegelung meines Artikels zur Kenntnis genommen. Ebenso die eingefügten Kommentare. Bei “Instandhaltung” muss dann geprüft werden, ob das so wie hier dargestellt auch für Gewerbeeinheiten gilt. Außerdem steht die Frage, ob es sich um dauerhafte Mietverträge handelt, oder entsprechende Klauseln zur Aufhebung drin sind. Und zur “Gentrifizierung” heißt es ja auch bei Holm, dass es sich sich um eine gezielte Entmietung zu Lasten Sozialschwacher handelt. Darum geht es beim Westwerk überhaupt nicht.

  2. Und noch eine Entgegnung zum folgenden Kommentar “Diese kulturalistische Auffassung von #Gentrifizierung und diese Haltung, Künstler_innen und andere „Pioniere“ seien selbst schuld, wenn Mieten teurer werden und sie vertrieben werden, halten wir für ausgemachten Unsinn.” Was mit kulturalistischer Auffassung gemeint ist, weiß ich nicht so recht. Macht nichts. Aber dieses “selbst schuld” finde ich doch sehr unglücklich formuliert. Schuld? Ein hartes Wort. Es ist doch unübersehbar und statistisch nachweisbar, dass genau dort (Ausnahmen gibt es) die Mieten steigen, wo eine Aufwertung durch Künstler etc. erfolgt. Das ist von den Pionieren nicht gewollt. Aber sieht man sich hiesige oder internationale Beispiele an, ist es quasi unvermeidbar. Das ist keine Schuldfrage, sondern eine Konsequenz der Kapitalverwertung.

Kommentare sind geschlossen.