Frankreich der Peripherie – la France profonde/tiefes Frankreich. Stagnation, #Landflucht und #Wahlverhalten
FAZ.NET – Frankfurter Allgemeine Zeitung: “… Guéret liegt im Herzen Frankreichs, ist aber dennoch Randgebiet. Im französischen Flächenstaat sind es häufig die Regionen im Landesinneren, die in der wirtschaftlichen Entwicklung zurückfallen. Kraftzentren wie Lyon, Bordeaux und Lille sind weit weg, ganz zu schweigen von Paris. Die Franzosen sprechen von „la France profonde“, dem „tiefen Frankreich“. Gemeint sind landwirtschaftlich geprägte Regionen mit saftigen Wiesen und sanften Hügeln. Den meisten Franzosen sind sie nur vom Durchfahren bekannt, falls sie dort nicht ein Ferienhäuschen oder Verwandtschaft haben.
Der französische Geograph Christophe Guilluy nennt diese Gegenden das „Frankreich der Peripherie“. Die wirtschaftlich starken Großstädte des Landes, an deren Rändern sich Einwanderer und die Arbeiterklasse ansiedeln, schreiten trotz aller Verwerfungen voran. Das ländliche Frankreich dagegen stagniert. Die Menschen sind dort mit ihrer Heimat eng verwurzelt; die hohen Immobilienpreise in den urbanen Gegenden erschweren jeden Umzug. Die Jobs aber kommen nicht mehr zu ihnen. In Guéret liegt die Arbeitslosigkeit bei gut 15 Prozent – etwa anderthalbmal so viel wie der nationale Durchschnitt. Bei der Präsidentenwahl reden Kleinstädte wie Guéret dennoch ein gewichtiges Wort mit. Die Frage ist nur, welches. … .”