Sommerinterview mit Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung | MDR.DE

Leipzig: #WoPoLE. OBM @BjungJung: “Wohnen wird das Megathema der nächsten 10 Jahre.” @MDR_SN-Sommerinterview

MDR Sachsen: “OB Burkhard Jung im Interview
“Die Geister, die ich rief”
Es sind Ferien und auch für Leipzigs Oberbürgermeister Burkhard Jung geht es nun endlich in den verdienten Sommerurlaub. Kurz bevor er abreist, hat sich das Stadtoberhaupt den Fragen von MDR SACHSEN gestellt. …

MDR: Wohnraum – vor allem bezahlbarer Wohnraum – wird auch in Leipzig knapp. Ein Thema für Sie?

Burkhard Jung: Wohnen wird das Megathema der nächsten zehn Jahre. Die Wahrheit ist: Im Bestand ist die Miete noch immer sehr überschaubar. Im Erstbezug schießt sie durch die Decke. Um das in Zahlen zu äußern: Im Bestand haben Sie noch immer Mieten um fünf Euro, beim Erstbezug sind sie in bestimmten Lagen bei 12, 13, 14 Euro. Das ist die Spanne – und diese Entwicklung wird weitergehen. Das heißt, nur durch ein weiteres Angebot auf dem Markt werden wir die Kostenentwicklung dämpfen können und durch die Sozialraumbindung müssen wir versuchen, die Mischung in den Stadtteilen zu erhalten.
Auf der anderen Seite ist es dringend notwendig, dass die Mieten steigen, damit sich Investments überhaupt wieder lohnen. Für vier Euro baut keiner. In diesem Dilemma befinden wir uns. Das heißt, wir versuchen jetzt, den Wohnungsmarkt anzukurbeln, indem wir neue Flächen ausweisen, durchaus auch in Kooperation mit unserem regionalen Umfeld. Es tut uns nicht mehr weh, auch Eigenheimbesitzer zu haben, die in Torgau oder Delitzsch wohnen und bauen, es muss nicht jeder in Leipzig bleiben.
Aber wir sind gut beraten, über die soziale Wohnraumbindung die Mietpreisentwicklung zu dämpfen.

MDR: Und wie will das die Stadt umsetzen?

Burkhard Jung: Ich habe folgendes Ziel: Alle Wohnanlagen – neugebaut – mit über 100 Wohnungen sollen mit 30 Prozent sozial gebunden werden. Sprich: Es baut ein Investor eine Mietwohnungsanlage mit 100 Wohnungen, davon werden 30 Wohnungen sozial gestützt und subventioniert, damit die Mietkosten dort nicht über sechs Euro liegen. Das ist der Versuch einer Mischung, damit der Geringverdienende genauso eine Chance hat, in einer neuen Wohnung zu wohnen, wie derjenige, der sich vielleicht 8,50 Euro oder 9,50 Euro leisten kann.
Das heißt, der Staat muss hier ein Stück mitabfedern, damit wir Menschen nicht ausgrenzen. Ein Anfang ist ja mit dem sozialen Wohnungsbauprogramm des Freistaats gemacht. Aber zur Wahrheit gehört:Wir schaffen pro Jahr etwa 200 Wohnungen zu unterstützen. Denn wir brauchen jedes Jahr etwa 2.000 Wohnungen, davon müsste ein Drittel gestützt werden, also ca. 650. … .”

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