Wie eine Kleinstadt in Oberfranken wieder zu “Ambiente, Luxus und Lifestyle” kam

#Arzberg (Lkr. Wunsiedel) schrumpft langsamer, Zahl der Zuzüge steigt. “Es wird #Stadtflucht aus #Metropolregionen einsetzen” prophezeit Bürgermeister Göcking.

Süddeutsche Zeitung: “Arzberg war eine der Kommunen mit dem heftigsten Bevölkerungsschwund. Doch heute gibt es günstigen Wohnraum und Arbeitsplätze – und damit Zuzug. …

SPD-Bürgermeister Stefan Göcking kann viele solche Geschichten erzählen. Sie handeln alle von der wundersamen Wiederauferstehung von Arzberg in Oberfranken, dem Epizentrum aller demografischen Probleme Bayerns. Wenn es um Bevölkerungsschwund und Überalterung geht, dann gehört der Landkreis Wunsiedel auf Grafiken schon seit Jahren zu den rot eingefärbten Regionen Bayerns und Arzberg wiederum zu den dunkelroten Kommunen im Landkreis. …

Und das Wort Zukunft stand in Arzberg lange gleichbedeutend für Niedergang. Im Jahr 1950 wurden in der Stadt 10 829 Einwohner gezählt, seitdem ging es bergab. Göcking erinnert sich noch an eine Prognose, die für das Jahr 2015 einen Rückgang auf 3000 Einwohner vorhersagte. In Wirklichkeit sind es derzeit 5200 Einwohner, Tendenz gleichbleibend bis steigend. …

Für Nordostbayern hat die Staatsregierung ein Programm aufgelegt, das den Abriss von leer stehenden Häusern in den Zentren und die Verwertung der Grundstücke fördert. Das bereitet buchstäblich den Boden für Neues und schafft Nachfrage bei Firmen. Allein im Landkreis Wunsiedel stehen 73 Immobilien auf der Liste, davon neun in Arzberg. Ein günstiges Programm, das aber Wirkung zeigt. …

Wenn hier jemand als erster die Initiative ergreift, dann der Staat und seine Repräsentanten auf unterster Ebene, in diesem Fall Bürgermeister Göcking, 56, gelernter Elektriker. Ein SPDler, der feine Anzüge trägt, und sich selbst eher links einschätzt. Einen wie ihn könnte die theorielastige Partei in Bayern auch anderswo gebrauchen. Göcking legte in den vergangenen Jahren Beharrlichkeit an den Tag und ging für die Stadt immer wieder finanzielle Risiken ein.

Bisher hatte die Strategie Erfolg. Das hat ihm Respekt eingebracht: “Kein anderer im Landkreis hängt sich so rein. Er muss ja alles selber machen”, sagt jemand, der ihn gut kennt. Wie es weitergeht mit Arzberg? “Es wird eine Stadtflucht einsetzen”, prophezeit Göcking und meint damit Metropolen wie München. “Bei uns aber gibt es überall Arbeitsplätze und günstigen Wohnraum.” Und der Ruf, dass hier in Oberfranken die Katze verreckt sei, der sei sowieso falsch: “Ich könnte jeden Abend in ein Konzert oder ein Kabarett gehen.” Bloß dafür hat Göcking keine Zeit. … .”

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