Eat the rich?

Berlin-#Neukölln. Militanter Protest gegen #Gentrifizierung im #Schillerkiez. „(Post)neoliberale Stadt: #Wohnungspolitik in Berlin“. Forschungsprojekt der geographischen Fakultät der Freien Universität Berlin

@neuköllner.net: “Im Schillerkiez kam es in den letzten Jahren immer wieder zu militanten Protestaktionen gegen Gentrifizierung. Ein Forschungsprojekt der FU hat die Ziele der Aktivist*innen und die Reaktionen der Nachbarschaft untersucht. …

Hinter dem gesprayten Slogan stehen militante Anti-Gentrifizierungs-Aktivist*innen, die vermutlich auch für den Brandanschlag auf die Lieferfahrzeuge der Burgerkette Anfang des Jahres und viele kleinere Aktionen verantwortlich sind.

Doch was und wen wollen die Aktivist*innen damit erreichen? Und was halten die unterschiedlichen sozialen Gruppen in der Nachbarschaft von dieser Art des Protests gegen Gentrifizierung? Diesen Fragen gingen wir, zwei Studierende der geographischen Fakultät der Freien Universität im Forschungsprojekt „(Post)neoliberale Stadt: Wohnungspolitik in Berlin“ nach. Wir befassten uns mit den unterschiedlichen Theorien zur Erklärung von Gentrifizierungsprozessen, untersuchten Bekennerschreiben militanter Aktionsformen und befragten die Nachbarschaft (Stichprobe von 100 Menschen, 95 % Sicherheitswahrscheinlichkeit).

Gentrifizierung – mehr als nur Aufwertung

Im alltäglichen Sprachgebrauch wird unter Gentrifizierung meist die Aufwertung eines Kiezes verstanden. Dabei sind hippe Cafés und restaurierte Fassaden nur eine Folgeerscheinung. Andrej Holm, der wohl wichtigste Berliner Gentrifizierungsforscher, definiert Gentrifizierung als Prozess, „in dessen Verlauf Haushalte mit höheren Einkommen Haushalte mit geringeren Einkommen aus einem Wohnviertel verdrängen, und dabei den grundsätzlichen Charakter und das Flair der Nachbarschaft verändern“ (Holm 2014). Für andere Autor*innen ist die Verdrängung sogar das entscheidende Merkmal. …

Zudem stellt sich die Frage, ob sich der Protest gegen die Richtigen wendet. Lösen die Gentrifier, die in den Kiez ziehen, wirklich die Verdrängungsprozesse aus? Eine andere Perspektive bietet der angebotsorientierten Ansatz, den neben Holm auch viele andere wichtige Stadtsoziolog*innen vertreten. Dieser setzt bereits bei den ökonomischen und politischen Rahmenbedingungen an. Demnach entstehe Gentrifizierung durch Kapitalverwertungsstrategien von Investor*innen, die beispielsweise erkennen, dass sich durch Renovierungsarbeiten die Kapitaleinnahmen aus der Miete besonders steigern lassen, oder durch staatliche Politiken der Aufwertung. Eine fundierte Kritik kann also nicht erst beim Zuzug von Gentrifiern einsetzen, die nur eine passive Rolle im Gentrifizierungsprozess einnehmen. … .”

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