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Schland: Stadt von rechts? Urbaner #Rechtspopulismus. Call for Papers für suburban – Zeitschrift für kritische Stadtforschung, Frühjahr 2019. Mit Leipziger Herausgeber_innenkreis: @TobiBernet, Peter Bescherer, Robert Feustel (@sprachlos_blog) u.a.m.

sub\urban: “In den letzten Jahren ist eine Welle von Protest zu beobachten, der den Stillstand der etablierten Politik beklagt und mehr Bürgerbeteiligung einfordert, diesen Anspruch auf Teilhabe aber unter autoritäre und exkludierende Vorzeichen stellt. Tatsächlich geben postdemokratische Tendenzen bei der Bewältigung der globalen Finanz- und Eurokrise und die Beschränkung politischer Akteur*innen auf das Management vermeintlicher Sachzwänge Anlass, die Responsivität der Politik infrage zu stellen. In der Folge hat sich ein politischer Raum geöffnet, der zunehmend von Bewegungen und Parteien der Neuen Rechten ausgefüllt wird. Konstellationen der Entfremdung der Politik von den Bürger*innen sind auch hinsichtlich der Stadtentwicklung zu beobachten, etwa in den Auseinandersetzungen um die lokale Aufnahme und Integration Geflüchteter, die Regulierung des Wohnungsmarktes oder die Umsetzung von Großprojekten. Es ist bisher noch wenig erforscht, inwiefern diese und andere städtische Konflikte an grundlegende Erwartungen, Ansprüche und Bedürfnisse von Stadtbewohner*innen rühren, so dass die Neue Rechte hier ein Mobilisierungspotenzial findet. Der Schwerpunkt „Stadt von rechts?“ soll dazu beitragen, das Verhältnis von Urbanität und neurechten bzw. rechtspopulistischen Bewegungen genauer zu untersuchen.

Im Gegensatz zu ländlichen Räumen wird urbanen Zentren häufig eine „Deterritorialisierung“ zugeschrieben: Alte Identitätsmuster und nationale, religiöse und ethnische Bindungen werden überwunden oder abgeschwächt. Die Metropole ist der Idealtypus eines multikulturellen Arrangements, in dem die „exkludierende Solidarität“ rechtspopulistischer bzw. nationalistischer Bewegungen wenig Anhänger*innen findet. Tatsächlich allerdings ist die Lage komplizierter: Gentrifizierung, räumliche Segregation (häufig diskutiert als vermeintliche Herausbildung von „Parallelgesellschaften“), Debatten um Terror und Sicherheit, die – kontrafaktisch aber assoziativ wirksam – mit den Themen Flucht, Migration und Integration verknüpft werden, rücken das (ohnehin idealisierte) Verständnis von Urbanität in den Fokus der kritischen Betrachtung. Die Beiträge im Themenschwerpunkt sollen daher nicht ausschließlich auf Städte gerichtet sein, sondern auch inszenierte oder tatsächliche Stadt-Land-Differenzen in den Blick nehmen.

Mögliche Themen wären:

– Stadt Land Rechts: Gibt es Besonderheiten eines urbanen Rechtspopulismus im Vergleich zu rechten Dominanzbestrebungen in dünn besiedelten Gebieten und Dörfern? Was sind sozialräumliche Bedingungen, die die Ausbildung rechtspopulistischer Haltungen befördern?
– Das Feld ist schon bestellt: Worin besteht die Rechtspopulismusanfälligkeit städtischer Konflikte? Wie werden Politiken und Debatten zu Angsträumen, Mieten, Migration/Flucht oder Großprojekten in rechten Deutungsmustern aufgegriffen?
– Volk braucht Raum: Was sind Strategien und Praxen der neurechten Aneignung städtischer Räume (Demonstrationsverhalten, Anmietung von Immobilien und Veranstaltungsräumen, Verräumlichung rechter Politik, etwa Wohnungspolitik der AfD etc.)?
– Und morgen die ganze Welt: Welche Erkenntnisse liefern empirische Studien aus unterschiedlichen Kontexten, etwa zum Wahlverhalten in den US-amerikanischen Rust-Belt-Städten oder zur Wohnungspolitik der PIS in Polen?
– Wir sind nie urban gewesen: Inwiefern kann Urbanität als Lebensweise gelten, die Demokratie, Aushandlung und Integration verbürgt? Inwiefern handelt es sich um einen gut gepflegten Mythos?
– Wir sind immer auch urban gewesen: Die Rechte gilt traditionell als großstadtfeindlich. Inwiefern stimmt das? Gibt es historische Vorläufer einer „rechten Urbanität“?

Wir laden zur Einreichung von Aufsätzen, Debattenbeiträgen, Magazinbeiträgen und Rezensionen ein. Informationen zu den verschiedenen Rubriken finden sich unter

http://zeitschrift-suburban.de/sys/index.php/suburban/about/editorialPolicies#sectionPolicies

Für Aufsätze bitten wir um die Einreichung von Abstracts im Umfang von 300-500 Wörtern bis zum 15.04.2018, vorzugsweise mit Bezug zu einer der oben genannten Fragestellungen. Die Abstracts sollten Angaben zu Fragestellung, methodischem Vorgehen, theoretischem Ansatz und ggf. zur empirischen Basis enthalten. Wir bitten nur um Einreichungen, für die sichergestellt ist, dass der vollständige Aufsatz bis zum 31.08.2018 nach Einladung eingereicht werden kann. Die Aufsätze durchlaufen vor der Publikation ein Peer-Review-Verfahren.

Die Veröffentlichung des Themenschwerpunktes ist für Frühjahr 2019 geplant. Die Hinweise für Autor_innen finden sich unter

www. zeitschrift-suburban.de/sys/index.php/suburban/about/submissions#authorGuidelines

Abstracts sowie Fragen bitte an und schicken

Tobias Bernet (FU Berlin), Peter Bescherer (Uni Jena), Robert Feustel (Uni Jena)

sowie für sub\urban

Kristine Beurskens (Leipzig) Boris Michel (Erlangen)

http://zeitschrift-suburban.de/sys/index.php/suburban/announcement/view/52