Gentrifizierung – Die Behüterin

Mexiko-Stadt: Santa María La Juaricua ist keine Heilige gegen die #Gentrifizierung, sondern eine Heilige für das Recht auf Wohnraum und auf vielfältige Viertel. Auch in Mexiko-Stadt wird das Wohnen immer teurer. Zwei Künstler_innen kämpfen mit einer Madonna dagegen an

der Freitag: … Baca lebt in vierter Generation in Santa María la Ribera, einem historischen Viertel unweit des historischen Zentrums von Mexiko-Stadt, mit vielen Ende des 19. Jahrhunderts erbauten Häusern von architektonischem Wert. „Vor vier Jahren wurde Santa María la Ribera noch Santa María Rattenloch genannt, weil es ein sehr gefährliches Viertel war“, sagt Baca. „Heute ist es ein Modeviertel für Hipster und Künstler.“ Es habe eine „brutale Gentrifizierung“ gegeben. Immobilienfirmen kauften ganze Straßenzüge auf, modernisierten die Häuser oder rissen die alten ab und bauten neue.

Zwar gibt es Gesetze zum Schutz der historischen Bausubstanz, aber die weit verbreitete Korruption sorge dafür, dass diese Gesetze großzügig im Sinne der Investoren ausgelegt würden, sagt Baca. Die Mieten im Viertel stiegen, hippe Modeläden, Lofts und Gourmetrestaurants ersetzten die Tante-Emma-Läden und schmuddeligen Eckkneipen, langjährige Bewohner wurden verdrängt. …

Und so wurde aus der restaurierten Heiligenfigur die Anti-Hipster-Heilige Santa Mari la Juaricua, ein ironisches Kunstprojekt, das auf all die mit der Gentrifizierung verbundenen Probleme aufmerksam machen sollte. Der Name Santa Mari la Juaricua setzt sich zusammen aus den Vierteln Santa María la Ribera und Juárez, deren Bewohner als juaricuos bezeichnet werden. „Es ist keine Heilige gegen die Gentrifizierung, sondern eine Heilige für das Recht auf Wohnraum und auf vielfältige Viertel, eine Heilige gegen Klassismus und Rassismus“, sagt Valenzuela. …

„Wir haben Santa Mari la Juaricua mit allem Respekt geschaffen. Es ist ein zeitgenössisches Kunstprojekt, eine libertäre, anarchische, laizistische Heilige.“

Aber kann sie auch die Gentrifizierung stoppen?

„Das Seltsame und Magische ist: Es hat funktioniert. Vor drei Jahren waren wir noch allein – mittlerweile gibt es ein gewaltiges Interesse.“ Für Baca ein Wunder. „Mit der Heiligen haben wir Probleme sichtbar gemacht, die Behörden und Investoren lieber im Dunkeln belassen, und wir haben Gemeinschaft geschaffen. Wunder erfüllt, würde ich sagen.“ … .”

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