Schland: #LändlicheRäume als Sehnsuchtsort? #Stadtflucht und #Landlust? Marc Redepenning: “Es ist ein Privat-Vergnügen – vor allem für Neu-Eliten, die sogenannten #Raumpioniere, die dem Leben der Stadt entrinnen und es sich leisten können, auf das Land zu ziehen. … ”
Deutschlandfunk: “Viele Menschen in Deutschland wollen auf dem Land leben, das belegen aktuelle Umfragen. Doch woher kommt die Sehnsucht nach dem Land? Und gibt es das ersehnte gute Leben auf dem Land überhaupt? Eine Tagung in Halle/Saale hat nach Antworten gesucht. …
Wenn man am Ende doch eine Conclusio der Tagung in Halle heraus destillieren wollte, dann die: Dass das “Gute Leben auf dem Land” eine völlig individuelle Entscheidung ist. Mehr nicht. Es ist ein Privat-Vergnügen – vor allem für Neu-Eliten, die sogenannten Raumpioniere, die dem Leben der Stadt entrinnen und es sich leisten können, auf das Land zu ziehen, um verödete und verlassene Räume neu zu besetzen. Es sind Nomaden, die wie Außerirdische in der Provinz landen, um sich selbst zu verwirklichen, weniger, um ihre Existenz zu sichern, sagt Marc Redepenning. Er ist Kulturgeograf an der Universität Bamberg und einer der Referenten der Hallenser Tagung “Gutes Leben auf dem Land”.
“Wenn sie genug Geld haben, können sie für sich immer ein gutes Leben auf dem Land etablieren, mit wunderschönen Häusern. Man kann sich ja noch eine Zweit-Wohnung in der Stadt nehmen. Das gute Leben für die Leute, die möglicherweise in schrumpfenden Regionen leben, in peripheren Regionen, die von Arbeitslosigkeit, von einseitigen Arbeitsmärkten gekennzeichnet sind, die dort aber ihre Wurzeln und ihre Heimat haben, ist nicht immer kongruent mit dem guten Leben auf dem Land, was wir häufig erlesen und als Sehnsucht erträumen.” Man habe es mit einer tiefen Kluft zu tun: Zwischen der Vorstellung des Lebens auf dem Land und der Wirklichkeit, so Redepenning weiter.
Von hippen Entwürfen verabschieden
Das “Gute Leben auf dem Land”: Es ist die Sehnsucht nach Nähe, Verlässlichkeit und Gemeinschaft – Werte, die im 21. Jahrhundert durch die Digitalisierung zu verschwinden drohen. Dabei blenden die Neu-Dörfler die Globalisierung des Ländlichen aus. Denn viele der landwirtschaftlichen Flächen gehören längst weltweit agierenden Konzernen, vor Ort lebende Bauern haben da schon lange das Nachsehen. Das Dorf, wie wir es uns vorstellen, ist eine reine Kopfgeburt. Die Wirklichkeit ist vielschichtiger, sagt Marc Redepenning: “Aktuell schauen wir zu Rosa auf das Land.” … .”