Berlin-#PrenzlauerBerg: Vor 2 1/2 Jahren wurde das Haus, in dem die Autorin Sarah Stern lebt, verkauft. Seither herrscht Psychoterror. @dlfkultur (26 min) über #Gentrifizierung, #Verdrängung, #Entmietung. Kapital sucht Anlagemöglichkeit – ohne Rücksicht auf Verluste.
Deutschlandfunk Kultur: „… Von einem kreativen Kiez ist da die Rede, der in unserer Wohngegend noch Ecken und Kanten hat und Freiräume für individuelle Lebenswelten bietet. Sie werben mit Menschen wie uns für einen Prenzlauer Berg, den es so nicht mehr gibt. Nicht nur wegen Zugezogenen wie mir, auch wegen solchen Immobilienfirmen und Käufern aus ganz Deutschland, China, den USA, Dänemark. Alle wollen ihr Geld hier anlegen: Privatpersonen, Immobilienfonds, Versicherungen und Pensionskassen. Betongold heißt die neue Währung. …
Realitätscheck beim Mieterverein
Ich bin inzwischen, wie alle im Haus, Mitglied im Mieterverein. Ich erkläre dem Anwalt die Ausgangssituation, dass es einen Eigentümerwechsel gab, eine Mieterhöhung angekündigt wurde, Aufmaß genommen werden soll.
Er sagt: „Sie müssen damit rechnen, dass der Mensch, der das Haus gekauft hat, dafür sehr viel Geld ausgegeben hat. Und zur Zeit ist das regelmäßig mehr Geld, als man aus den Mietern rausziehen kann, die da schon wohnen. Sie müssen davon ausgehen, dass ein Interesse besteht auf Vermieterseite, dass Sie die Wohnung über kurz oder lang verlassen, möglichst kurzfristig und da ist einfach Vorsicht geboten.“
Ich frage: „Das heißt solche Maßnahmen, wie Mieterhöhung und mehrere Schreiben, die jetzt kommen, manchmal gibt es dafür gar keine rechtliche Grundlage, sondern es gehört einfach zur Strategie dazu, die Leute immer wieder zu behelligen.“
„Das ist eine immer wieder erfolgreiche Strategie, ja. Das mag nicht für alle Vermieter gelten, aber Sie müssen damit rechnen, dass man rauszufinden versucht, wo Ihre wunden Punkte sind, wo Sie verletzlich sind und genau da wird man ansetzen, jedenfalls ist das, was ich hier erlebe, die Leute kommen mit ihren Erfahrungen hierher.“
Der Anwalt spricht davon, dass Eigentümer durch das Aufmaß auch mehr über die Mieter erfahren wollen. Wer vielleicht sowieso eine größere Wohnung braucht, weil er Nachwuchs erwartet und wer sich schnell unter Druck setzen und provozieren lässt oder mit Stress nicht besonders gut umgehen kann. … .“