Leipziger Internet Zeitung: Zu Gast in der GOASE: Über die Geschichte eines florierenden Nachbarschaftsvereines im Nordosten Leipzigs – L-IZ.de

Leipzig-Gohlis: Zu Gast in der GOASE e.V., Richterstraße 4/6. Über die Geschichte eines florierenden Nachbarschaftsvereines im Nordosten Leipzigs. #Selbstverwaltung in einem Mietshaus, das zu 2/3 dem Liegenschaftsamt gehört

Leipziger Internet Zeitung: “… Zur Geschichte des Mehrparteienhauses

Das Haus der Richterstraße 4/6 wurde 1928 als Wohnhaus für höhere Verwaltungsangestellte des einstigen Mitteldeutschen Braunkohle-Syndikats erbaut. Ein jüdisches Brüderpaar hatte das Unternehmen geleitet und es zum zweitgrößten Kohlehandel Mitteldeutschlands ausgebaut. Für die Nazis war das Mitteldeutsche Braunkohle-Syndikat kriegsbedeutend. Das Unternehmen wurde enteignet. Was mit den acht Familien, die in diesem Haus lebten, geschah, bleibt bis heute im Unklaren. …

Nach der Wende stand das Haus dann über zehn Jahre lang fast leer. Seither ist es zu Zweidrittel im Besitz des Liegenschaftsamtes. Für den übrigen Teil bestanden Restitutionsansprüche, die erst vor kurzem geklärt werden konnten und die ein Grund dafür sind, weshalb die neuen Bewohnerinnen und Bewohner von alten Mietverträgen profitieren. Einen Großteil der unsanierten Wohnungen hat die Mietergemeinschaft in Eigenregie und Eigenleistung selbst instand gesetzt. Gemeinsam flieste man Bäder, verlegte Holzböden und beschloss Wanddurchbrüche.

Die Idee, einen Nachbarschaftsverein zu gründen, kam der Gruppe über das Zusammenleben, denn dieses galt es gegenüber den ökonomischen Interessen von außen zu sichern. Die Antwort auf die Frage, wie man der Logik des Immobilienmarktes begegnen könne, war die, ein solidarisches Miteinander über die eigenen Grenzen hinaus zu entwickeln, sich und die Menschen von außen anzuregen und dazu zu ermutigen, einen „unwirtschaftlichen Flecken“, wie Julian das Haus nennt, zu bejahen.

Die Erdgeschosswohnung

Heute ist das Haus wieder fast vollständig bewohnt. Drei Generationen mit unterschiedlichsten beruflichen Hintergründen und Interessen leben unter einem Dach vereint in nun wieder acht Wohneinheiten zusammen. Lediglich die Erdgeschosswohnung der Richterstraße 4 steht noch leer. Und das ist ein Problem. Das Liegenschaftsamt möchte diese nämlich hochpreislich vermietet wissen. In diesem Fall würden die Bewohnerinnen und Bewohner an ihrer eigenen Gentrifizierung mitwirken. Ihnen schwebt indes etwas anderes vor. Haus- und Nachbarschaftsprojekte gibt es im Westen, im Süden, im Osten, allerdings nicht im Norden der Stadt. … .”

Zu Gast in der GOASE: Über die Geschichte eines florierenden Nachbarschaftsvereines im Nordosten Leipzigs