“Wehren lernen”. Rezension zu dem Buch “Strategien gegen #Gentrifizierung” von Lisa Voller in @derfreitag.
Gentrifizierung “ist weder ein natürlicher Prozess noch ein Unfall, sondern eine gezielte bevölkerungspolitische Strategie.“
der Freitag: “… Das Buch “Strategien gegen Gentrifizierung” der in Berlin lebenden und an der Weimarer Bauhaus-Universität arbeitenden Stadtforscherin Lisa Vollmer bringt verblüffend einfach die vermeintlich so komplexe Problematik auf den Punkt. „Betrachtet man Gentrifizierung als Teil neoliberaler Stadtpolitik, wird klar: Sie ist weder ein natürlicher Prozess noch ein Unfall, sondern eine gezielte bevölkerungspolitische Strategie.“ Das klingt kämpferisch, ist aber Teil einer sehr präzisen und übersichtlichen Analyse und Definition und ermöglicht ein „kritisches und politisch ermächtigendes Verständnis“, wie Vollmer schreibt. Denn was Gentrifizierung genau ist und wer wie daran beteiligt ist, wer profitiert und wer verliert, das verschwimmt oft in den nicht selten ungenau geführten Debatten.
Vor allem die konservative Presse singt gerne das Lied auf die Verdrängungspioniere aus dem prekären Kultursektor, die Aufwertung erst möglich machen. Experten wie Andrej Holm betonen dagegen seit Jahr und Tag, dass Gentrifizierung vor allem ein immobilienwirtschaftlicher Vorgang ist. Vollmer beschreibt übersichtlich, wie das kulturelle Kapital der jungen Kreativen eine Nachbarschaft verändert und zum ortsgebundenen kulturellen Kapital wird, das in vermeintlich sozialkritischen Feuilletonreportagen gehypt und dann erst von Hauseigentümern und immobilienwirtschaftlichen Akteuren in ökonomisches Kapital verwandelt wird. Das hat auch mit hohen und kurzfristigen Renditeerwartungen oft größerer Immobilienverwerter zu tun, die mittlerweile an der Börse notiert sind. … .”
https://www.freitag.de/autoren/florian-schmid/wehren-lernen
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