In der heutigen Ausgabe der LVZ ist ein ausführliches Interview mit dem Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung

In der heutigen Ausgabe der LVZ steht ein ausführliches Interview mit dem Leipziger Oberbürgermeister Burkhard Jung „über die Lehren aus Legida, Gewaltausbrüche von Extremisten, den Verkehr der Zukunft, RB Leipzig und Notfallpläne zur Unterbringung von Asylbewerbern.“

LVZ: Wir haben deutlich steigende Zahlen bei den Asylbewerbern. Bis wann reichen die Unterkünfte? Haben Sie einen Plan B?
Jung: Wir wären schlecht beraten, wenn wir keinen hätten. Dieses Jahr kommen 3000 Asylbewerber zusätzlich nach Leipzig; wir sprechen dann von insgesamt 5500 Menschen, die hier Zuflucht suchen. Das ist eine Riesenaufgabe, die nicht einfacher wird, wenn wir unser Konzept umsetzen wollen, zu dem ich hundertprozentig stehe: Gemeinschaftsunterkunft, um anzukommen – kleinere Unterkunft, um sich einzugewöhnen – möglichst schnell dezentrale Unterbringung in Wohnungen. Wir haben im Moment nicht die Zeit und die Kapazitäten, um das Konzept konsequent durchzuhalten. Parallel zu aktuellen Interimslösungen bauen wir feste Unterkünfte auf. Aber wir brauchen in den nächsten Monaten Übergangslösungen. Zwei haben wir schon angekündigt – die interimsweise genutzten Schulen, die aber spätestens in einem Jahr wieder frei sein müssen. Wir werden zeitweise auf Modullösungen zurückgreifen müssen, also auf Container. Unter anderem auf der Alten Messe. Wenn alle Stricke reißen, müssen auch vorübergehende Notunterkünfte vorbereitet sein.

LVZ: Turnhallen, alte Messehallen.
Jung: Ja, wobei ich zurzeit einschätze, dass wir diese nicht brauchen.

LVZ: Wo könnten solche Unterkünfte entstehen?
Jung: Ich habe gelernt: Man soll erst über Standorte sprechen, wenn sie spruchreif sind. Ich werde alles tun, um zu verhindern, dass wir Turnhallen belegen müssen. Wenn es nicht anders geht, wird man auf Hallen zurückgreifen, die vom Schul- und Vereinssport nicht in so großem Umfang genutzt werden und vielleicht einige Wochen verzichtbar sind. Wie gesagt: So etwas kann nur eine Übergangslösung sein.

LVZ: Ist Ihr dezentrales Konzept angesichts des Flüchtlingsstroms überhaupt realisierbar?
Jung: Ja. Laufend werden Menschen aus Gemeinschaftsunterkünften dezentral untergebracht. Die LWB vermietet jeden Monat rund 60 Wohnungen an Flüchtlinge und Asylsuchende. Wir greifen auch auf ganz oder fast leerstehende Häuser zurück. Es ist gottlob noch Platz. Falsch ist, Menschen sofort nach Ankunft dezentral in Wohngemeinschaften zusammenzufassen, wo sie schnell aneinandergeraten können.