“Alles” hat geschlossen

Zufällig Osten ist ein Format, welches seit 2013 diversen Akteur*Innen im Leipziger Osten die Möglichkeit bietet, sich über die Grenzen ihrer Stadtviertel zu präsentieren. Eine Gruppe von kulturellen Akteur*Innen nutzte diesen Termin am 28.05.2016, um ihre Projekträume entgegen der Erwartungshaltung eines Publikums demonstrativ geschlossen zu halten. Diese Aktion ist ein Versuch der Sensibilisierung für die zunehmenden Probleme und Konflikte selbstorganisierter Räume im Leipziger Osten.
So wie sich die Stadt und insbesondere ihre einzelnen Stadtteile wandeln, ändern sich auch die Bedingungen, unter denen selbstorganisierte Räume existieren können. Als Konsequenz muss ein Format, welches sich aus der Initiative dieser Räume heraus entwickelt hat, diese Bedingungen reflektieren und die Chance bieten, sich zu positionieren.

Zufällig Osten inszenierte sich dieses Jahr kollektiv als Fragezeichen. Sensibilisierung? Stress mit Vermieter*Innen, Nachbar*Innen, Ämtern und Gema?
Konsumkritik? Wertschätzung von Kulturarbeit? Wie können alternative Infrastrukturen aufgebaut und erhalten werden?
Selbstkritik? Wer erfährt von kulturellen Aktivitäten, wer nimmt teil? Wie können wir uns ohne Gefahr für das eigene Fortbestehen mehr öffnen?
Freiräume? Was erschaffen wir und wie schaffen wir uns nicht selbst ab? Wie ist es möglich auch bei wachsenden Verwertungsinteressen selbstorganisierten Gestalter*Innen die Möglichkeit zur Partizipation einzuräumen?

Dieses zufällig Osten liefert noch keine fertigen Antworten, ist jedoch Ausdruck eines Prozesses der kritischen Selbstreflektion. Eine daraus abzuleitende Praxis muss sowohl eine Stärkung nach Innen anstreben als auch durch öffentlich wirksame Aktionen nach außen auf die vielschichtigen Problemlagen aufmerksam machen.