Zwei sich widersprechende Studien des #iw_koeln und ein paar Ausführungen über Durchschnittswerte
Das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) war in den letzten Wochen besonders fleißig beim Klappern gegen staatliche Wohnungspolitik. So trommelte es gegen die neue #Wohnungsgemeinnützigkeit (https://www.facebook.com/LeipzigStadtFuerAlle/posts/1113832438674826) oder wollte online-Immobilienportale reich und mächtig machen (https://www.facebook.com/LeipzigStadtFuerAlle/posts/1117471688310901). Im ganzen Arbeitsstress fiel womöglich gar nicht auf, dass sich die Kernaussagen zweier weiterer Studien stark widersprechen. Nicht nur der Deutsche Mieterbund fragte sich, wie das denn zu erklären sei. Einen gute Erklärung lieferte Daniel Zimmermann, Deutscher Mieterbund NRW e.V.:
„Die Wohnkosten-„Studie“ des IW berechnet ja nur fiktive Wohnflächen. Dabei wird das anhand der durchschnittlich verfügbaren Haushaltsnettoeinkommen (auf Kreisebene) unter Ansatz einer 25 %igen Mietkostenbelastung und den durchschnittlichen Mieten in den Kreisen errechnet, wie viel Wohnfläche damit zu mieten wäre.
M.E. liegt hierin bereits ein elementares Problem der Studie. Die Grundgesamtheit des Faktors „verfügbares Haushaltsnettoeinkommen“ ist eine ganz andere als die des Faktors „Miethöhe“. Es ist überhaupt nicht erwiesen, dass das Durchschnittseinkommen von Mietern dem Durchschnittseinkommen aller Haushalte entspricht. Wenn aber, was durchaus plausibel erscheint, die Haushalte mit Wohneigentum höhere Haushaltseinkommen haben, dann verfälscht dies bereits das Ergebnis.
Darüber hinaus sind Durchschnittswerte hier ohnehin mit Vorsicht zu genießen, da es weder den einen Wohnungsmarkt auf Kreisebene gibt noch das Durchschnittseinkommen eines Durchschnittshaushalt. Bei der Frage nach bezahlbarem Wohnraum geht es um die Versorgung aller Haushalte mit Wohnungen, eben v.a. um die, die weniger Einkommen als der Durchschnitt haben.
Im Übrigen: die rein rechnerisch mietbare Wohnungsgröße sagt noch gar nichts über die Existenz von verfügbaren Wohnungen in einer Stadt aus…“
Wie ein bekannter Stadtrat der Fraktion DIE LINKE im Stadtrat zu Leipzig, der in der Wohnungspolitik und in Fragen des Stadtumbaus sehr engagiert ist, immer wieder gern sagt: „Der Teich ist im Durchschnitt einen halben Meter tief, aber die Kuh ist trotzdem ersoffen.“
Speziell im Osten Deutschlands kommt noch ein weiterer Taschenspielertrick des IW Köln hinzu. Aus Gründen der Vergleichbarkeit beziehen sich die berücksichtigten Mieten auf Standardwohnungen aus den 1980er Jahren. Dies sind im Osten fast ausschließlich Plattenbauwohnungen, deren Mietpreise oft deutlich unter den durchschnittlichen Mietpreisen über die gesamte Stadt liegen. Quelle: Wir waren schon überrascht heute zu lesen, dass das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) mit einer erstaunlichen Analyse an die Presse ging: Die Einkommen in Deutschland steigen im Schnitt schneller als die Wohnkosten und am Beispiel von Köln twitterte das Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW) sogar:
74-Quadratmeter-Wohnung in #Köln? Auch in der Domstadt können sich Mieter mehr Wohnfläche leisten.
Letzte Woche kam gleiches Institut zu einer ganz anderen Bewertung: Da war – wieder am Beispiel von Köln – jeder 4. Kölner wegen sinkendem Haushaltsnettoeinkommen von Armut bedroht.
Wir sind gespannt, wie das IW diesen Widerspruch aufklären will.