Österreich: Land ohne Töchter. @c_pausackl über #Landflucht der Frauen und Folgen des #Männerüberschuss’es
Datum: „Frauen sehen in Dörfern keine Zukunft. Zurück bleiben Männergemeinden – und damit Probleme. …
Wer heute auf die Landkarte Europas blickt, sieht ganze Landstriche, die ausgestorben sind. Sie verteilen sich über den Norden Englands, die Mitte Frankreichs, den Osten Deutschlands, sie finden sich in Schweden, Finnland, Dänemark. Landflucht beschäftigt mittlerweile den Kontinent. Auch in Österreich verlassen immer mehr Menschen die ländlichen Regionen und strömen in die Städte und deren Umland. Wer durch die obersteirischen Bezirke oder das nördliche Waldviertel fährt, kommt an verwaisten Wohnhäusern und leerstehenden Industriegebäuden vorbei, an aufgelassenen Geschäftslokalen und frustrierten Menschen. An Dörfern, die in den vergangenen Jahrzehnten ein Viertel, teilweise ein Drittel ihrer Einwohner verloren haben.
Diese Entwicklung ist auch deshalb fatal, weil vor allem die Jungen, Gebildeten gehen. Und am häufigsten sind es die Frauen. In den meisten ländlichen Regionen Österreichs sind die Männer mittlerweile in der Überzahl. In der Altersgruppe von 20 bis 29 leben in manchen Dörfern bis zu vierzig Prozent mehr Männer. Während es für sie auf dem Land immer schwieriger wird, eine Partnerin zu finden, scheitern die Dörfer daran, Wegziehwillige an die alte Heimat zu binden. Versuche, sie zurückzuholen, gibt es selten.
›Wenn die Frauen gehen‹, sagt Gerlind Weber, ›dann stirbt das Land.‹ Die Raumplanerin arbeitet an der Wiener Universität für Bodenkultur und hat in einer Studie das Abwanderungsverhalten junger Frauen in der Steiermark erforscht. ›Frauen sind der soziale Kitt eines Dorfes, die Partnerinnen und Mütter‹, sagt sie. ›Wenn sie fehlen, geht die nächste Generation verloren.‹
Die Kluft, die sich auftut zwischen Provinz und Stadt, betrifft nicht nur einzelne Existenzen. Sondern das große Zusammenleben. In den Dörfern, wo Männer und Alte zurückbleiben, gärt der Frust, schwelt der Widerstand gegen die städtischen Eliten, gegen Europa, gegen die Globalisierung. In den Leerräumen, die die Abgewanderten hinterlassen, schlagen die chauvinistischen Parolen der Rechtspopulisten ein. Dort wächst die Sehnsucht nach althergebrachten Rollenbildern und vergangenen Zeiten. … .“