Leipzig-Ostvorstadt: 100 Neubauwohnungen an Czermaks Garten geplant. Und wie sieht es mit Wohnungspolitik aus? #WoPoLE
Auf dem Gelände an Czermaks Garten, auf dem von 1875 bis zum Abbruch 2003 Thiemes Hof stand, plant der Investor LE Quartier 3 GmbH (Geschäftsführer: Tarik Wolf) Wohnungsneubau. Projektleiter Steffen Voigt: „Wir freuen uns sehr, hier besonders nachhaltige Häuser für 98 Familien errichten zu können. So zentrumsnah ist das schon etwas außergewöhnlich.“.
Die LVZ-Online zitiert den Architekten Felix Reuschel: In Abstimmung mit der Stadtverwaltung Leipzig sei ein Konzept für ein familienfreundliches Wohnquartier mit viel Grün und einem geschlossenen Hof entstanden. „Damit die Mieter im Hof wunderbare Ruhe genießen und die Kinder gefahrlos spielen können, docken wir unmittelbar an das historische Hofmeister-Haus in der Büttnerstraße 10 an.“ Auch dieses bisherige Bürogebäude soll in ein Wohnhaus umgewandelt werden.
98 Wohnungen sind in dem neuen Ensemble am Czermaks Garten geplant, fährt Reuschel fort. „Das ganze Baufeld wird mit einer eingeschossigen Tiefgarage unterkellert.“ Über fünf Treppenhäuser mit je einem Fahrstuhl gelangen die Mieter in die fünf oberirdischen Etagen, teils gebe es noch ein Staffelgeschoss auf dem Dach. „Der Stadt kann ich für die unbürokratische Zusammenarbeit im Genehmigungsverfahren nur danken.“
Laut Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau (parteilos) zeichnet sich das Projekt durch „eine hohe städtebauliche und architektonische Qualität“ aus. „Die Standortwahl zeigt zudem, dass die Ostvorstadt sehr an Attraktivität gewonnen hat.“
Darüber, ob es sich um Miet- oder Eigentumswohnungen handelt und zu welchen Preisen diese angeboten werden erfährt man ebensowenig wie über die Frage, welche wohnungspolitischen Maßnahmen entsprechend dem neuen Wohnungspolitischen Konzept der Stadt hier umgesetzt werden, insbesondere unmittelbare oder mittelbare Mietpreis- und Belegungsbindungen für die fast geplanten 100 Wohnungen.
Es handelt sich um Mietwohnungen, welche vom Käufer, der Aberdeen Asset Management Deutschland (http://www.haufe.de/immobilien/investment/aberdeen-kauft-wohngebaeude-in-leipzig_256_332198.html), vermietet werden. Alle Wohnungen erhalten vom Vermieter eine Einbauküche. Die Mietpreise sind noch nicht benannt.
Wer sich nur 2min mit der Firma auseinander setzt, findet schnell heraus, dass die sog. „ImmVest Wolf“ (Elsterstraße) darüber steht und einfach für jedes Projekt Unterfirmen (Le Quartier 1, 2, 3, 4 und anderes findet man im Web schnell) gründet – eine gängige Praxis bei Bauträgern, also nichts besonders spannendes.
Dann kann man auch schauen, was die dort vermarkteten Häuser so kosten.
Egal ob Emilienstraße oder am Kanal („Riverhouses“ sind sie getauft) in Plagwitz – die Gebäude liegen ganz ganz oben, d.h. diese Firma verlangt in Leipzig mit die höchsten Preise, Kaltmieten um die 10-12/13 Euro pro qm und Kaufpreise von teils deutlich über 4.000 Euro pro qm. Kann jeder mit ein wenig „googeln“ herausfinden.
Belegungsbindungen oder Sozialwohnungen werdet ihr dort sicher auch bei allen weiteren Projekten wie dem o.g. vergeblich suchen, das WoPoKo ist meines Erachtens Papierverschwendung, da die Stadt so gut wie keine Handhabe hat, private Investoren zu preiswertem Wohnraum zu verdonnern.
Und ein Investor will nunmal Rendite. Die Stadt kann diese ohne Fördermittel nicht bieten.
Somit wird das preiswerte Wohnen bis 2020 – bis auf einige Inseln – sicher zügig an Stadtränder verlagert, denn kein einziger Bauträger / Investor in Leipzig hat meines Wissens im Neubau (!) Mieten unter 8,00 kalt im Angebot. Selbst die Genossenschaften verlangen in Neubauten min. 8,00 kalt, eher 9,00 €. Die Vorschriften durch EnEV und anderen Gesetzen erlauben zudem auch gar nicht, unter 8 € kalt zu bauen. „Negativen“ Gewinn will kein Investor, dann wird nicht gebaut.
Somit sehe ich – mit oder ohne WoPoKo – keine Chance, im Neubau Kaltmieten unter 8 € zu bekommen, außer es gibt Fördergelder von Bund, Land oder Stadt. Da alle aber meinen, kein Geld zu haben oder zu sparen, wird der Trend wohl nur eines zeigen: Nach oben.
Auch wenn es nicht das Optimum ist – Wien zeigt, wie es besser geht. Einfach mal brand eins – „Wien, Du hast es besser“ suchen und lesen. Ein paar dieser Ideen könnte sich auch Leipzig abschauen. KÖNNTE.
Wer arm ist, hat hier wohl künftig schlicht Pech und ist von den Billigmieten (die bekanntermaßen vielen Besitzern Verluste bescherten) der 90er und 2000er verwöhnt.